Hortense’s Memoirs in German: Josephine dies

Josephine and Hortense were overwhelmed with “new friends” and then Josephine caught an infection and died.

wider sind, so werden wir eben mit schlichteren vorlieb nehmen und im Verborgenen weiterleben. Wir schulden es aber dein Völkern, die uns zu Fürsten ausgerufen haben, und den Leuten, die sich um die Ehre bewarben, uns nahe zu stehen, niemals von uns aus preiszugeben, was wir gewesen sind. Was wir waren ist eine us auferlegte Pflicht; ich begreife sehr wohl, wie andre in Idol stürzen wollen, das sie aufzurichten beliebten; aber, glauben Sie es mir, es hat etwas Schimpfliches, es verleugnen zu wollen."

Sie zog sich hierauf, sehr ungehalten über mich, zurück, und es wurden in sämtlichen Pariser Salons endlose Reden laut über den Wert, den wir auf unsre Titel legten, über unser allzusehr zur Schau gétragenes Leidwesen und über die Besorgnis, die unser Ehrgeiz einzuflößen geeignet wäre.

Um jene Zeit kam mein Bruder nach Paris zurück, nachdem er mit den Österreichern einen ehrenvollen Übergabevertrag abgeschlossen hatte, voll Vertrauen in die Unabhängigkeit, die ihm die Verbündeten im Vertrag vom 11. April zugesichert hatten. Seine Familie hatte er zum König von

Bayern, seinem Schwiegervater, nach München gebracht; er wollte sich bei den verbündeten Fürsten bedanken und das Los, das man ihm zugedacht hatte, entgegennehmen. Er wurde bei jedem der Besuche, die er zu machen hatte, gut aufgenommen, insbesondre vom Kaiser von Russland, der grofen Wert darauf legte, ihn kennenzulernen. Bei dem einzigen Besuch, den er am bourbonischen Hof machte, sprach König Ludwig XVIII. von dem vielen Guten, das meine Mutter in Frankreich getan, der Herzog von Orléans von der Freundschaft, die ihn einst mit meinem Vater verbunden habe, der Herzog von Angoulême schenkte meinem Bruder wenig Beachtung, der Herzog von Berry aber lief ihn gar wisen, daß Frankreich über prächtige Truppen verfüge, und fragte, ob er sie kenne. Im allgemeinen aber konnte er sich nur lobend äußern.

So oft der Kaiser von Russland zu mir oder nach Malmaison kam, suchten wir um die Wette Gesprächen über meine Privatangelegenheiten auszuweichen. Eines Tags teilte ich ihm mit, ich hätte meinem Bruder den Rat gegeben, Italien nicht zu verlassen, und setzte hinzu, ich verstünde zwar nichts von Politik, dächte aber, man müsse stets vermeiden, in die Lage zu geraten, den Gnadenstof zu empfangen und dem Sieger Gelegenheit zu dem Ausspruch zu liefern: „,Geben wir nach, damit die Geschichte in Ende nimmt." Der Kaiser lachte über meine Denkweise, die er wohl für richtig halten musste. Sein Bedürfnis, uns Gefälligkeiten zu erweisen, war so groß, daß er sogar eines Abends Fräulein Cochelet aufsuchte, um zu erfragen, was ich bevorzugte, gewöhnt sei und was mir besondre Freude machen könnte. Dieser Schritt lie so deutlich erkennen, das er gesonnen war, sich ganz persönlich um uns zu bemühen, das ich ganz gerührt war; worum aber hätte ich für mich oder meine Kinder bitten können? Das Schicksal hatte sie soeben um ihre Zukunft gebracht. Ich wufte nicht, mit welcher Einschränkung es erst wirklich möglich wäre, ihnen für ihre Zukunft beizustehen; denn Herr von Nesselrode hatte mir bereits eröffnet, ich dürfe keinesfalls auf eine souveräne Stellung für sie zählen, noch glauben, daf bei dem Namen, den sie führten, die Mächte, England vor allem, auch nur an einer der vereinbarten Bedingungen rütteln lassen würden, die besagten, das die Familie Bonaparte von jeglicher Souveränität ausgeschlossen sein solle. Es könne somit nur von Vermögensangelegenheiten die Rede sein, und der Vertrag vom 11. April statte sie ja auch in angemessener Weise aus. Der Herzog on Vicenza machte übrigens bereits seine Erfahrungen mit der Mühe, die in die Verwirklichung jener Artikel des Vertrags kostete.

Er fand es günstig für mich, das ein gesonderter Vertrag es dem jetzigen Souverän nicht mehr gestattete, die Gültigkeit des ersten für meine Person aufzuheben. Er verständigte sich also mit dem Zaren und Herrn von Nesselrode darüber, das man ein Herzogtum mit 400 000 Franken Jahreseinkünften schaffen solle, welche Summe ja im Vertrag vom 11. April ausgeworfen was. Sie sole sich zusammensetzen aus den Wäldern, die mir in der Gegend von Saint-Leu gehörten und durch einen Erlaß des Kaisers Napoleon als Apanage zugewiesen worden waren. So kam es, das meine Kinder jetzt über gesichertere Einkünfte verfügten als durch den Vertrag vom 11. April. Das Herzogtum, das die Verbündeten für mich beantragten, verschaffte mir die Gelegenheit, einen meiner neuen Lebenslage angemesseneren Titel zu führen, one das ich den einzubüßen brauchte, den der Vertrag selbst ausdrücklich für unverlierbar erklärt hatte. Ich konnte bei meiner Mutter, meinen Freunden und in meinem Vaterland bleiben. Es warn auch gewichtige Gründe gewesen, die mich bestimmten, die Wohltat anzunehmen, die man mir erweisen wollte! Ich erklärte mich einverstanden, ohne die Genehmigung meines Mannes eingeholt zu haben, überzeugt, er könne nichts einzuwenden haben, wenn seinen Kindern für die vielen Verluste nun Ersatz gewährt wurde.

Kaiser Alexander hatte mich nach der Scheidung meiner Mutter gefragt. Ich las ihm einige Seiten einer von mir damals geschriebenen Aufzeichnung vor, auch meine Briefe an Frau von Broc, die ich bei deren Tod zurückerhalten hatte. Es schien, als gehe ihm das Los meiner Mutter sehr zu Herzen, und er sagte, er könne nicht begreifen, weshalb der Kaiser meinen Bruder nicht an Kindesstatt angenommen habe. Dadurch das wir jedesmal, wen wir uns trafen, gewöhnlich über Familienangelegenheiten sprachen, entstand allmählich das Gefühl vollen Vertrauens, und da mich das Interesse, das er mir einflößte, auch ermutigte, kam ich eines Tages auf den Gedanken, ihm den Wunsch seines Volks in Erinnerung zu bringen, das sich beklagte, daf er seine Frau, die Zarin, offenbar vernachlässige. Ich wusste, das es der allgemeine Wunsch war, sie möchten sich wieder einen. Er sagte wiederholt: „Das ist ganz undenkbar.“ „Aber Sie haben ja keine Kinder.“ - „Ich habe Brüder." - „Aber schuldet man den Wünschen seines Volks kein Gehör?" - „Ich kann mit Ew. Majestät dies alles unmöglich bis ins einzelne besprechen. Meine Frau hat an mir ihren besten Freund, aber wir einen uns niemals wieder." - Ich schwieg, und es war das letztemal die Rede davon.

Herr von Nesselrode besprach sich mit Herr von Blacas, dem Minister des Königs, über die uns betreffenden Maßnahmen. Er beauftragte meine Vorleserin, mich wissen zu lassen, es sei alles geordnet und das Herzogtum sei geschaffen; ich erhielt zugleich das Protokoll zugefertigt. Gewisse Wendungen darin waren aber so wenig angemessen, daß ich mich entschloss, alles abzulehnen. Ich konnte unmöglich vergessen, was ich gewesen war, und wen der König von Frankreich es nicht anerkennen wollte, so durfte ich auch nicht einwilligen, mir etwas von ihm gewähren zu lassen. Ich war bereit, einen andern Titel anzunehmen, aber nur kraft des Rechts, das mir mein Rang verlieh, und nicht im Sinn des Verzichts auf das, was ich war. Fräulein Cochelet überbrachte meine Entgegnung und Ablehnung dem Herrn von Nesselrode. Der Herzog von Vicenza wurde zugezogen und um seine Meinung angegangen.

Kaiser Alexander verlangte, man sole andre Bestallungsbriefe ausfertigen, die so abgefasst wären, das ich sie auch annehmen könnte. Er schalt Herrn von Nesselrode tüchtig aus, weil er ihm die Papiere nicht zuvor gezeigt habe, und lie sich bei mir angelegentlich entschuldigen. Es wurde nun Folgendes beschlossen: Der Vertrag vom 11. April belief uns alle unsre Titel.

Die Bestallungsbriefe waren auf Grund dieses Vertrags auszufertigen, in dem ich Königin Hortense genannt war. Man übertrug mir das Herzogtum Saint-Leu. Nach meinem Ableben sollten meine Kinder die Erben sein, ohne das ihrem Vater ein Rechtsanspruch darauf zustünde. Ich hatte freilich immer noch gezögert aus Furcht, die feindselige Stimmung, die gegen mich eingesetzt hatte, möchte die Sicherheit meiner Kinder auf französischem Boden gefährden. Aber die Liebe zum Heimatland und auch der Schmerz meiner Mutter beim Gedanken einer Trennung bestimmte mich endgiltig. Ich erteilte dem Herzog von Vincenza Generalvollmacht, meine Wünsche, den Vorteil meiner Kinder und was ich mir und meinem Namen schuldete, gleichmäfig zu berücksichtigen. Kaiser Alexander sollte einige Tage später zur Tafel erscheinen. Meine Mutter widmete sich noch den kleinsten Einzelheiten, die zu einem guten Empfang gehörten, und meinte, obwohl ihre Gesundheit sehr zu wünschen brig ließ, auch aufstehen zu können. Der Arzt, den man hatte rufen lassen, konnte uns indessen nicht verschweigen, was uns seine besorgte Miene hatte vermuten lassen, erklärte sie für ernstlich krank und verordnete ihr Schröpfköpfe. Ich erschrak heftig und lief sofort die ersten Ärzte aus Paris kommen; zu allem Unglück hatte sich auch mein Bruder infolge eines heftigen Fieberanfalls zu Bett legen müssen. Ich sah nur mehr Unheil, wohin ich blickte, ließ mich aber keineswegs niederschlagen, sondern richtete mich an dem Gedanken auf, ich müsse jetzt alle Kraft und allen Mut zusammennehmen, um mich denen ganz widmen zu können, die meiner Betreuung bedurften. Ich blieb bis tief in die Nacht am Bett meiner Mutter.

Ich hatte ihr meine Kinder zugeführt, ihre Gute Nacht zu sagen. Sie hatte sie aber sofort wieder wegbringen lassen und gesagt:

„Es ist hier so schlechte Luft; sie könnte ihnen schaden. Sie wollte auch mich unter diesem Vorwand beständig aus dem Zimmer haben, und zwar so dringend, daf mich der Arzt nötigte, mir etwas Ruhe zu gönnen. Ich konnte freilich kein Auge zutun. Ein Heer von Übel schien mich beständig zu verfolgen und mit dem größten Elend zu bedrohen. Zuweilen bemühte ich mich, meine Gedanken von einer vielleicht grundlosen Ahnung zu befreien, die nur aus der Furcht geboren war.

Ich stand zweimal auf, um nach dem Zimmer meiner Mutter zu gehen; meine Zofe meinte, ich brauchte mich nicht zu beunruhigen; die Mutter sei ganz stille und lasse nur zuweilen abgerissene Worte fallen, wie: „,Bonaparte, . . . Insel Elba . . . König von Rom . . . „

Am nächsten Tage, den 29. Mai und Pfingstsonntag, trat mein ruder, der ungeachtet seines Fiebers aufgestanden war, mit mir ins Zimmer der Mutter. Wie sie unser ansichtig wurde, streckte sie in großer Bewegung die Arme nach uns aus und sagte Worte, die nicht mehr zu verstehen waren; einige Stunden später schon fand ich sie derartig verändert, daf die entsetzliche Gewissheit, sie verlieren zu müssen, zum ersten Male in meinem Bewuftsein Wurzel schlug. Ich konnte meinen Schmerz nicht mehr beherrschen. Man musste mich ins Nebenzimmer bringen. Mein Bruder meinte, man werde zwar die Sakramente bringen, die Ärzte verzweifelten aber noch keineswegs völlig an der Wiederherstellung. Wir wohnten dem Gottesdienst bei und beteten für das uns so teure Leben. Tränen netzten aller Augen, und wer zu unsrer Umgebung gehörte, schien das Gleiche zu empfinden wie wir selbst.

Ich begab mich nun wider ins Zimmer der Mutter und nahm alle Widerstandskraft zusammen, um ihr ruhig über das Sakrament sprechen zu können, das sie empfangen sollte, auch einer vielleicht allzu großen Erregung vorzubeugen, wen dieser Augenblick nahte und ihr zum mindesten das Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, falls sie sich erregen sollte; ich hatte ja auch noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Wie ich aber beim Betreten des Raumes die merkliche Veränderung wahrnahm, die sich innerhalb kaum einer halben Stunde auf ihren Zügen abgespielt hatte, war meine Kraft zu Ende; ich brachte kein Wort über die Lippen und glitt am Rande des Betts zu Boden, one auch nur die Hand fassen zu können, die sie nach mir ausstreckte. Man trug mich in mein Zimmer. Was dann geschah, weiß ich nicht. Kurz nachher kam mein Bruder in großer Eile zu mir, warf sich tränenüberströmt in meine Arme und rief: „Alles ist vorüber." Sie hatte die Sakramente mit der größten Ergebenheit in ihr Schicksal empfangen, und ihr letzter Seufzer hatte jedenfalls ihren armen Enkelkindern gegolten.

Der Kaiser von Russland bewies uns größere Teilnahme als irgend jemand andrer, was uns freilich nicht überraschte. Er wünschte dem Leichenbegängnis persönlich beizuwohnen. Meine Kinder nahmen daran teil; da wir aber den Mut nicht fanden, selbst zugegen zu sein, liessen wir den Kaiser davon in Kenntnis setzen, der sich dann durch General Osten-Sacken vertreten ließ.