Hortense’s Memoirs in German: Austrian reps barge in on Hortense trying to pull Napoleon’s strings.

First they figure out how to pull those strings, then they get to it.

sorgenvollen Tagen wieder nach Paris zurück. Es war mir ein grosses Glück, Herr von Flahaut wiedersehen zu dürfen. Seine Führung an de Front hatte ihm allgemeine Wertschätzung eingetragen. In Augenblicken, wo alles verloren scheint, kommt der Mensch mit allen seinen Mängeln und Vorzügen erst ganz zum Vorschein, er bleibt dann entweder hinter seinesgleichen zurück oder überragt sie bei weitem. Da der Mensch in erster Linie selbstsüchtig ist, gebührt dem die Ehre, der sich für die andern zu vergessen vermag. Der Kammerdiener des Herrn von Flahaut, ein alter und kranker Mann, war am Wilnagebirge zurückgeblieben. Die Kosaken folgten in nächster Nähe, das Gebirge war völlig vereist. Herr von Flahaut hatte es bereits mit dem Stab überschritten, als er erfuhr, das sein Diener nicht mitgekommen war. Er kehrte also um, nahm ihn auf den Rücken und traf nach namenlosen Schwierigkeiten wieder beim Stabe ein, wo er ihn auf einen Schlitten lud. Solche Großherzigkeit tat meinem Herzen freilich wohl, verwunderte mich aber bei dem Manne keineswegs, den ich mit meiner Liebe auszeichnete. Der Kaiser hatte sich seiner Dienste oft bedient und ernannte ihn, da sie ihn befriedigten, zu seinem Adjutanten. Ich traf ihn später bei Hof, und der Aufenthalt dort erschien mir von der Stunde an auch weniger trübselig. Ich möchte den Ort kennen, der nicht gewänne, wenn das Geliebte sich dort aufhält.

Der Karneval fiel ziemlich still aus ungeachtet der in einer großen Hauptstadt unvermeidlichen Bälle.

Die Lage meines Bruders verursachte meiner Mutter und mir beständige Angst; er hatte sich nach Magdeburg zurückgezogen, wo er das Heer zusammenstellte. Die ganze französische Kavallerie war dem russischen Winter erlegen. Mein Bruder musste sich persönlich an die Spite seines Stabes stellen, um einfache Rekognoszierungsritte auszuführen, die den Zweck verfolgten, auf den Feind Eindruck zu machen, und setzte sich wie der erste beste Frontsoldat der Gefahr aus. Ein polnischer Oberst namens Klicki, hinter dem die Kosaken drein waren, verdankte ihm, wie er von ihnen ereilt wurde, das Leben. Denn mein Bruder tötete den Kosaken durch einen Pistolenschuf. Es ist immer eine heikle Sache um den guten Rat an einem Offizier, Vorsicht walten zu lassen. Ich dichtete, um mir Gehör zu verschaffen, Romanzen auf die Begebenheit und schickte Eugen meine persönliche Würdigung des Falles in Gestalt eines Lieds.

Der Kaiser ging auf einige Tage nach Trianon und erlebte dort einen Sturz vom Pferde, der uns sehr erschreckte und ihn das Bett zu hüten zwang. Er lie die Kaiserin kommen, forderte sie auf, mit ihm zusammen zu speisen und sagte bei dieser Gelegenheit: „Nun, Hortense, das wäre eine Nachricht für die Herrn Engländer gewesen, wenn ich heute ums Leben gekommen wäre!" Ich war erstaunt, ihn von den Engländern sprechen zu hören; die hatte ich längst vergessen. Aber er dachte immer nur an sie, und nur auf England kam es dem Kaiser bei der großen Unternehmung an, mit der er sich trug.

Unsre Schicksalsschläge in Russland waren so groß gewesen, daß ich nicht zweifelte, sie müften den Kaiser bestimmen, auf seine weitschauenden, so grofe Taten zeitigenden Pläne, die infolge so zahlreicher Siege mit der leichten Durchführbarkeit auch einen immer größeren Umfang annahmen, endlich Verzicht zu leisten. Ich war überzeugt, er werde dem Friedensbedürfnis Opfer bringen müssen, das Frankreich wie ganz Europa bekundeten. Es brauchte vielleicht noch einen einzigen Erfolg, um den Feinden Frankreichs zu beweisen, da das Unheil in Russland seine Kraft und seine Macht nicht hatte brechen können. Aber ich meinte, der Friede, auch ein weniger glänzender als vor diesem traurigen Feldzug möglich gewesen wäre, müsse einer gewonnenen Schlacht auf dem Fuße folgen. Da ich von Natur an Beobachtung gewöhnt war, und es mir immer Genugtuung bereitet hatte, das Ziel der Unternehmungen des Kaisers im voraus zu erkennen, war ich so fest überzeugt, ein einziger Sieg were uns den Frieden bringen müssen, das ich ein neues und schmuckes Zimmer, das ich einrichten zu lassen mir schon lange vorgenommen hatte, am Tag, wo die Nachricht der Schlacht von Lützen eintraf, endgültig bestellte. Und ich war auch bei Gelegenheit einer Unterhaltung, die ich in Paris mit dem Fürsten Schwarzenberg nach der Rückkehr des Kaisers führte, der Wahrheit durchaus treu geblieben.

Wir sahen Gesandte niemals aufer bei den großen Empfängen und dann stets der Etikette gemäf. Der Kaiser hätte kein vertrauliches Verhältnis zu ihnen gestattet. Ich war daher sehr erstaunt, eines Abends, wie ich mit meinen Damen allein war, den Diener mir den Fürsten Schwarzenberg und den Grafen Bubna melden zu hören. Letzterer war eben in besonderer Mission aus Wien an den Kaiser geschickt worden. Unsre Dienerschaft hatte die Herren, ich weif nicht wieso, heraufkommen lassen. Sie warteten an der Tür meines Salons. Ich konnte sie unmöglich abweisen und empfing sie, one mir anmerken zu lassen, daß ich die ungewöhnliche Art und Weise, mit der sie mir diesen Besuch abstatteten, befremdlich fand. Ich erkannte bald, daf sie mir etwas zu sagen hatten. Nach einigen belanglosen Redensarten näherte sich mir der Fürst und sagte ganz leise: „Majestät, glauben Sie bei Ihrer Kenntnis des Charakters des Kaisers, das man sich den Frieden von ihm erhoffen darf? Wir nämlich wünschen ihn. Europa ist kriegsmüde. Wenn aber der Kaiser einen Erfolg erringt, so wird er alle ihm daraus erwachsenden Vorteile ernten wollen, meinen Sie nicht auch?" Ich erwiderte, ich sei überzeugt, ein solcher Sieg werde von ihm für nötig erachtet, um das Vertrauen zu seinen Waffen wieder herzustellen und die letzten Miferfolge auszugleichen, setzte aber hinzu, ich zweifelte nicht, das er selbst das gleiche Bedürfnis wie Europa empfinde; er sei ein ebenso großer Staatsmann als Heerführer; es sei seiner würdig, sich für die Wolfahrt des Volkes zu betätigen, und er wisse dies wohl zu schätzen. Bisher hätten seine Kräfte im Dienst der Befriedigung der Bedürfnisse und Wünsche Frankreichs gestanden; heute, wo Frankreich sich für den Frieden erkläre, würde er sich an den Willen des Landes halten.

„Verfügen Sie aber nicht über genügenden Einfluß, ihn von dieser Notwendigkeit gründlich zu überzeugen?" fragte der Fürst weiter. „Der Kaiser gehorcht ausschließlich dem allgemeinen Willen,” - erwiderte ich, „und macht ihn sich zu eigen; mein Alter wie der Umstand, da ich seine gehorsame Tochter bin, haben mich stets abgehalten, ihm Vorschläge zu unterbreiten.“ - „Mag sein fuhr er fort, „wie aber, wenn der Prinz Eugen, der ein großes Land regiert und mit der Denk- und Fühlweise der Völker vertraut ist, mit Festigkeit zum Kaiser sprechen und ihm die Wahrheit ungeschminkt sage wollte?" - „Mein Bruder sieht mehr als irgend jemand andrer die Notwendigkeit der Befriedung ein. Ich will an ihn schreiben, und er wird auch in diesem Sinne sprechen; ich kann Ihnen aber nur die Versicherung wiederholen, da der Kaiser einen zu festen Blick besitzt, als das er guter Ratschläge bedürfte. Noch ein einziger Sieg, und er befasst sich nur mehr mit Verbesserungen der Zustände, die dem Wohlstand der Völker gelten, über die er gebietet." Herr von Bubna sagte mir ungefähr das gleiche wie der Fürst; ich gab ihm dieselbe Antwort und verabschiedete die Herren hierauf in der festen Überzeugung, das der Friede vom Kaiser Napoleon abhinge und da er ihn wirklich schliessen würde Nach den letzten Siegen wollte er es auch, schwankte aber wohl, ob er so grosse Opfer bringen könne, und vielleicht steigerten sich die gegnerischen Ansprüche in dem Maß, als wir uns schwächten und die feindlichen Kräfte sich durch den Abfall verstärkten.

Herr von Flahaut, Adjutant des Kaisers, wurde von diesem zum Vizekönig gesandt, ihm Verhaltungsmafregeln zu überbringen. Vor seiner Abreise suchte er mich noch auf, Briefe für meinen ruder in Empfang zu nehmen, und sagte, der Kaiser wünsche, ich möchte in diesen Briefen die besondere Befriedigung erwähnen, die dem Kaiser das Verhalten Eugens gewähre.

Die unter dem Befehl meines Bruders stehenden Truppen waren nun allmählich vollzählig zusammengezogen. Die des Kaisers rückten vor und vereinigten sich mit ihnen bei Lützen, wo die berühmte Schlacht uns für das frühere Waffenunglück so glänzend entschädigte. Sie fand am gleichen Orte stalt, wo Gustav Adolf fiel; in der Nähe des Denkmals, das zu seinem Gedächtnis errichtet worden war, traf Eugen mit dem Kaiser zusammen, der vom Pferd stieg und ihn dicht neben dem Monument umarmte.

Mein Bruder erntete durch die gewonnene Schlacht, zu der sein Korps so erheblich beigetragen hatte, und durch die Beweise allgemeiner Wertschätzung die Früchte aller seiner Mühen.

Vor seiner Abreise hatte der Kaiser die Kaiserin zur Regentin ernannt; ein Rat stand ihr zur Seite. Wir wohnten alle der Feierlichkeit de Schwurs bei, der ihr seleistet wurde.

Ich begab mich wieder nach den Bädern von Aix. Meine Gesundheit, die sich infolge der beständigen Ängste wegen unsrer Lieben zusehends verschlechterte, verlangte anhaltende Pflege. Nach so vielem Unglück erhielt ich mich nur mehr durch den Gebrauch der heilkräftigen Wasser, die mir alljährlich etwas von meiner Kraft zurückgaben und mich neue Schicksalsschlägeauszuhaltenbefähigten.

Der Kaiser befand sich in Dresden; man meinte, er werde dort Frieden schliessen können. Aber hing den wirklich alles von ihm ab, setzte er allzu grofes Vertrauen auf die Kraft seiner Waffen, auf die Hilfsquellen Frankreichs, auf das Bündnis mit Österreich und auf sein Glück? Fürchtete er etwa allzusehr Schwäche zu zeigen, wenn er in irgendeiner Sache nachgebe oder das, wenn er nur ein einziges Mal schwach erschiene, der lange verhaltene Haf losbrechen müsse? Oder hielt er sich am Ende für geschlagen, wenn er die Bedingungen nicht mehr vorzuschreiben vermöchte? Die Nachwelt wird vielleicht der Meinung sein, es sei seine Schuld gewesen und er hätte, wenn der Friede von ihm abhing, ihn auch annehmen sollen, da ja der verletzte Nationalstolz sich bei Lützen und Bautzen wider erholt hatte Aber England brachte Österreich auf seine Seite. Demütigung und Ungeduld, Folgen einer allzulange währenden Besetzung durch fremde Truppen zwangen die Völker zur Erhebung. Die Könige auf ihren Thronen vergaßen, das er sie ihnen verliehen hatte. Ihre Truppen gingen auf offenem Schlachtfeld in die feindlichen Reihen über und wurden aus Verbündeten mit einem Male zu Feinden. Man half sich nur mehr durch Verrat und hörte einzig auf die Stimme der Rache.

Das Heer mufte bei Leipzig der Ubermacht weichen und kämpfte sich bis Mainz durch alle Hindernisse durch, die sich stündlich vermehrten. Die Zahl unserer Feinde wuchs mit unserm Unglück. Wo die Armee sich schlug, da war sie siegreich; aber es galt ja alles nur mehr dem Ziele, die Heimat zu erreichen und sie abermals zu verteidigen. Kaum war die Armee auf französischem Boden, so räumte eine Seuche mit dem vollends auf, was der Krieg noch verschont hatte.

Der Kaiser kehrte nach Saint-Cloud zurück. Die Friedensverhandlungen schienen ihn völlig in Anspruch zu nehmen.

Frankreich wollte den Frieden. Das Land war durch die letzten Anstrengungen erschöpft und schien für keine neuen mehr zu haben zu sein. Die Offiziere, die durch die verherrenden Wirkungen der letzten beiden Feldzüge entkräftet und erschöpft waren, begannen sich die Frage vorzulegen, was denn wohl die Früchte ihrer Mühen sein möchten. Schon folgte die Entmutigung der Begeisterung auf dem Fusse nach, die in Zeiten des Sieges so natürlich ist. Die alten Republikaner, die so lange zum Schweigen verurteilt gewesen waren, wie Frankreich noch im Aufstieg war, erhoben nun von neuem ihre Stimme und hielten es auch jetzt noch für eine mutige Tat, in die Reihen der Opposition zu treten. Der Augenblick war schlecht gewählt: Man hätte seine Gegnerschaft ansagen müssen, als Frankreich, auf dem Scheitelpunkte seines Ruhms, nichts Angelegentlicheres zu tun zu haben schien als seine staatlichen Einrichtungen auszubauen. Es war also entweder zu früh oder zu spät, sich aufzulehnen. Das Herannahen des