A mentally ill man went around promising opportunities and he took over France for a morning.
von mir abzulenken. Ich war immer bei ihnen und nahm sie auch nach den Bädern von Aix-en-Savoie mit. Dort machte der Ältere den Scharlach durch. Meine Nachtwachen und die viele Pflege verminderten die gute Wirkung des Kurgebrauchs.
Die Bäder von Spaa stellten mich dann wieder einigermaßen her. Meine Mutter war nach Mailand zu ihrer Schwägerin gereist, die einem Mädchen das Leben gab.
Die Königin von Neapel regierte ihr Königreich während der Abwesenheit ihres Mannes, der sich damals beim Kaiser befand. Die andern Prinzessinnen hatten sich in verschiedene Bäder begeben. Ich mute zur Kaiserin Marie-Louise zurückkehren, damit sie es nicht zu einsam haben möchte. Sie kam zuweilen nach Saint-Leu zu Besuch zu mir, und es gefiel ihr immer sehr gut dort. Sie erhielt oft Nachrichten vom Kaiser und teilte sie mir gewöhnlich auch mit. Ihre Zuneigung und ihre Besorgnisse schienen mir aufrichtig empfunden zu sein, und ich war froh, das sie meine Sorgen teilte.
Das Leben der Frauen war damals wirklich beklagenswert. Ganz Frankreich schien nach Russland ausgezogen zu sein.
Alle Wünsche, alle Befürchtungen und Hoffnungen galten diesem Lande. Noch nie hatte sich die Nation so weit von ihren Verteidigern getrennt gesehen, und die große Entlegenheit des Kriegsschauplatzes verlieh allen sonstigen Schrecknissen gesteigerte Wirkung. Was wurden nicht für Klagen laut gegen den, der den Krieg in solche Fernen getragen hattel Er hätte es den Leuten nicht verübeln können. Der Kummer versteht sich schlecht auf große Ziele; und dennoch sollte dies erst der Anfang der Verstimmungen gewesen sein. Was aber geschah, als das Glück, uns zu begleiten endlich müde geworden, mit einem Male zu weichen schien, als es ihm beliebte, Genie und Wagemut zuschanden zu machen und sogar die Elemente gegen unser Heer ins Feld zu stellen! Wie wandelte sich da unsre Größe Wie tief war unser Stolz gedemütigt! Dies nordische Reich, das uns anfangs ausgewichen war, warf nur Trümmer des Heeres aus dem Schiffbruch nach Frankreich zurück; ver stümmelte, zerstreute und flüchtige Reste zwar, aber noch keineswegs geschlagene.
Nichts hätte sich mit unserm Unheil messen können als der Schmerz, mit dem wir es beklagten. Alles ging in Trauer. Frankreich, das ebenso unglücklich als erstaunt war, eine Niederlage erleiden zu sollen, das schon so lange vertrauensvoll nur dem Willen eines Einzigen gefolgt war, richtete sich nun wieder empor und schien gewillt, seine Geschicke selbst zu meistern.
Der Kaiser aber, dessen Herz wohl zermürbt, der jedoch zu berechnen gewohnt war und die weiteren Auswirkungen dieses großen Mifgeschicks einzudämmen gedachte, kehrte eilends nach Paris zurück. Sein plötzliches Eintreffen und seine unbeugsame Haltung hielten alle Geister in Schranken. Es wurde kein Murren mehr laut. Man fühlte sich zu gedemütigt, um sich zu beklagen, und der Nationalstolz brachte es nicht mehr über sich, die dargebrachten Opfer in Betracht zu ziehen. Sobald ich von der Rückkehr des Kaisers erfuhr, begab ich mich in die Tuilerien. Er schien mir müde, aber nicht etwa niedergeschlagen zu sein. Ich habe ihn oft Geringfügigkeiten, etwa einer offnen oder geschlossenen Türe, eines gut oder schlecht beleuchteten Zimmers wegen, heftig werden sehen. Nie aber hatte er sich mehr in der Gewalt als in den Augenblicken des Unglücks und großer Schwierigkeiten. Ich erkundigte mich voll Sorge, ob die Verluste wirklich so schlimm gewesen seien als er in seinen Berichten mitgeteilt hatte. Er antwortete im Ton verhaltenen Schmerzes: „Ich habe die volle Wahrheit gesagt." - „Aber" rief ich, „wir haben doch nicht allein zu leiden gehabt; auch unsre Feinde müssen arge Verluste erlitten haben, nicht wahr?" - „Gewiss, es ist mir aber kein Trost", war die Antwort.
Ich erkundigte mich nach meinem Bruder. Er erteilte mir in ziemlich kühlem Tone Auskunft über ihn, und ich konnte mir die Ursache zusammenreimen.
Der Herzog von Rovigo vermisste während des Feldzugs nähere Mitteilungen über die Vorgänge an der Front, und die Pariser warn beunruhigt. Da erfuhr er, das der Sekretär meines Bruders durch die letzte Stafette aus Russland besondere Nachrichten an seine Familie gesandt hatte, und wünschte sie zur Kenntnis zu nehmen. Der Brief, der ihm vorgewiesen wurde, war des Lobes voll über das Verhalten meines Bruders. Es hieß, sein Armeekorps habe sich in Malojaroslavez allein, und war hervorragend geschlagen. Auch habe der Kaiser ihn ausdrücklich belobt. Dieser Bericht wurde auf Befehl des Herzogs ungekürzt in die Zeitung aufgenommen, um die Pariser zu beruhigen; meine Mutter war hocherfreut, wie sie von der tapferen Führung ihres Sones hörte. Ich selbst vermochte mir nicht zu erklären, wie es kam, das der Artikel nicht im Amtsblatt erschienen war, zumal am folgenden Tage der Kriegsbericht Einzelheiten über die Leistungen des Armeekorps meines Bruders enthielt, one daf sein Name genannt war. Der Herzog von Rovigo war gleichfalls nicht wenig erstaunt über die Unstimmigkeit in der Berichterstattung über en und denselben Vorgang und schrieb in seiner Angst, man möchte die veröffentlichten allzu schmeichelhaften Äußerungen ihm selbst zuschreiben, an den Kaiser, der Sekretär meines Bruders habe sie ohne sein Zutun in die Zeitung setzen lassen. Ich erfuhr von Herr Lavalette und nachmals auch von andern, da der Kaiser diese, wie er glaubte, kleine Schiebung unserseits äuferst übel aufgenommen habe, und die Sache muf ihm ziemlichen Eindruck gemacht haben; den eines Tags sagte er zu General Marmont: „Ich bin allen gerecht geworden, ungeachtet der schönen Dinge, die man sich hatte in die Zeitung setzen lassen.
Der Herzog von Wilna, der den Kaiser von Wilna aus allein nach Paris begleitet hatte, suchte mich am Tag nach seiner Ankunft auf. Ich sprach mit ihm über meinen Bruder und von der großen Sorge, die es mir mache, das er unter dem Kommando des Königs von Neapel habe zurückbleiben müssen. Er erzählte mir eine Menge Einzelnes über unser Unglück, Eugen und der Marschall Ney hätten sich ganz namentlich ausgezeichnet, besonders durch ihre Geistesgegenwart zu einer Zeit, wo sie andern nicht zur Verfügung stand. „Aber meinte er, „man tut besser, nur von General Ney zu reden und Ihren Bruder nirgends zu erwähnen, glauben Sie es mir." Mehr sagte er nicht. Auch meine Schwägerin äußerte sich in einem Brief an den Kaiser in bewegten Worten über ihren Verdruss, das ihr Mann jetzt unter dem Befehl des Königs von Neapel stehen solle. Mir selbst sagte dann der Kaiser über jenen Brief: „Diese jungen Frauen würden. ihre Männer um Haus und Hof bringen, wenn man auf sie hörte. Ich zweifelte jetzt nicht mehr, das der Kaiser, durch einen falschen Bericht irregeführt, die Erinnerung an die edle Gemütsart und True meines Bruders verloren und dafür andern Meinungen Raum gegeben hatte, die beider unwürdig waren, die aus der Welt zu schaffen aber nicht in meiner Macht stand; doch ich wußte bestimmt, sie könnten nur vorübergehender Natur sein.
Wie Murat plötzlich das Heer verließ, um nach Neapel zurückzukehren, und die Entmutigung ihren Höhepunkt erreichte, schenkte denn auch der Kaiser Eugen sein Vertrauen, der dann mit unermüdlichem Eifer die Trümmer so vieler Korps wieder zu sammeln und aus den verwundeten, entwaffneten und mutlos gewordenen Truppen ein Heer zu bilden verstand, das die verfolgenden Feinde sowohl wie die Gegner, die sich auf Schritt und Tritt als solche erklärten, noch im Schach zu halten vermochte. Nie hatte sich ein Feldherr in gleich schwieriger und bedenklicher Lage befunden. Eugen widmete sich seiner Aufgabe mit gazer Seele und ohne Aussicht auf Ruhmeslohn, nur von der Überzeugung getragen, er tue das Rechte.
Der Kaiser sah sich auch gezwungen, anzuerkennen, das er ihm zu Dank verpflichtet sei, bekundete dieses Gefühl aber in keiner Weise. Wir sehnten uns nach Einzelheiten über den russischen Feldzug. Es verlangte uns danach, die vielen Schicksalsschwankungen mit Teilnahme zu verfolgen und den bewiesenen Mut zu bewundern. Gern hörte ich von Wesenszügen sprechen, die unsrer armen Menschheit zur Ehre gereichen und wandte den Blick von denen weg, die ihr Schande bereiten. Nie wurde ich der mir von allen Seiten zugetragenen Erzählungen von einzelnen Vorgängen müde, die die Franzosen in meiner Achtung steigen lieken. Ein junger Bourgogner hatte z. B. auf die Gefahr hin, selbst umzukommen, seinen kraken Bruder nicht verlassen wollen, und durch seinen zähen Mut war dieser auch tatsächlich dem Eise wie dem Feinde entronnen. Die Herr Brack und Cubières hatten sich einer unglücklichen Frau und ihres Kindes angenommen. Kaum war ein Pferd und ein Schlitten für sie beschafft, krepierte der Gaul, und schon umzingelten Kosaken das Fahrzeug. Es half nichts; todmüde wie man war, musste man sie heraushauen und Mutter und Kind die einzigen Fortbewegungsmittel überlassen, über die man verfügte. Meinem Bruder gelang es dank einer geschickt durchgeführten Schwenkung und einer bewunderungswürdigen Geistesgegenwart nachts in aller Stille sich mit seinem ganzen Korps vom Feinde abzulösen und auf solche Weise den Gegner, der ihn schon umklammerte, irre zu führen. Dem Marschall Ney misslang das gleiche Manöver. Er geriet in Eis und Schnee. Mein Bruder, der sich dem Kaiser wieder angeschlossen hatte, erfuhr, das das Korps Ney entweder zugrunde gegangen oder gefangen genommen worden sei. Der Kaiser war aufer sich über den Verlust: „Es wäre mir alle meine Schätze wert gewesen, wenn ein solches Unheil hätte abgewendet werden können", sagte er. Mein Bruder stellte sich mit seinem Korps auf Tod und Leben zur Verfügung. Obwohl seine Truppen derselben Gefahr eben entronnen und der Rast dringend bedürftig waren, setzten sie sich unverzüglich in Marsch. Mein Bruder führte sie in der Richtung, in der man den Marschall vermutete. Es hat schwerlich je einen ergreifenderen Auftritt gegeben, als bei der Begegnung der beiden Heere. Die verbrüderten Adler begrüßten einander mit unerhörter Begeisterung. Gerettete wie Retter waren gleich glücklich. Am Wilnagebirge, das infolge der Vereisung ungangbar war, hatte die Gardekorps-Kasse zurückgelassen werden müssen, und das Geld war den Mannschaften dot aufgepackt worden. Sie brachten es unversehrt zurück. Nichts fehlte. Und doch waren sie alle bettelarm und erduldeten die entsetzlichsten Entbehrungen. Und wer hätte nicht von der Geschichte der Wilnaer Waise gehört, die von den Soldaten gerettet, adoptiert und gepflegt wurde, wie von einer Mutter? Es tut einem wohl, sich so viele Erweise des Muts und der Grossherzigkeit zu vergegenwärtigen. Gewiss sind viele ähnliche Begebenheiten unbekannt geblieben; es gewährt mir aber Genugtuung, durch die wenigen hier angeführten Tatsachen daran zu erinnern, das es unter den Menschen noch grosse Gesinnungen gibt und das die Franzosen während unseres größten Mißgeschicks ein gutes Beispiel gegeben haben.
Das fehlgeschlagene Komplott des Generals Malet gehört zu den Ereignissen, die dem Kaiser während seiner Abwesenheit ganz besonders zu schaffen machten und war auch die Veranlassung gewesen, da er seine Rückkehr nach Paris beschleunigte. Wie man in der Hauptstadt das Erstaunen über die Tollkühnheit des Generals überwunden hatte, belustigte man sich über die Gesichter des Polizeipräfekten Herrn Pasquier und des Herzogs von Rovigo, wie sie von denen ins Gefängnis abgeführt wurden, die eben noch selbst darin gesessen hatten. Der Kaiser sah aber in dem Geschehenen einen solchen Mangel an Festigkeit und einen solchen Grad von unzuverlässiger Beweglichkeit bei Leuten, die seine Dynastie zu stützen und sein Kaiserreich zu stärken berufen waren, das er bei seiner Rückkehr nur dieser Sache Aufmerksamkeit zu schenken schien. Währenddessen aber wurden die gewaltigen Vorbereitungen zur Einbringung unsrer Verluste lebhaft betätigt, und wer sich gefragt hatte, was der Kaiser in Paris zu suchen habe, erfuhr es bald von den Schlachtfeldern von Lützen und Bautzen herüber. Alle Offiziere kamen nun nach so vielen