Hortense’s Memoirs in German: They all got together to drive out Napoleon.

Unity.

gewohnt hatte, erfuhren einzelnes über men Familienleben und kehrten mit gesteigerter Teilnahme für mich nach Hause zurück.

Ich suchte einen Hofmeister für meine Kinder. Die Herren Las Cases und von Sainte-Aulaire meldeten sich. Ich sprach mit dem Kaiser darüber, der mir sagte „Frankreich würde es ungern sehen, wenn meine Neffen durch Adelige erzogen würden. Französische Prinzen müssen von einem tapferen Kriegsmann meines Heers erzogen werden." Die Wahl fiel mir so schwer, da die Sache verschoben wurde. Die Königin von Neapel, der 400 Meilen zu reisen nicht sonderlich beschwerlich erschien, kam unerwartet und one das ihre Abreise bekannt geworden wäre, in Paris an.

Es hatte Unstimmigkeiten zwischen dem Kaiser und ihrem Manne gegeben, der vom Kaiser zum König von Neapel ernannt worden war, aber gleichfalls nach Unabhängigkeit Verlangen trug. Sie kam in der Hoffnung, eine Verständigung herbeizuführen. Murat hatte sehr lange die innigste Zuneigung zum Kaiser zur Schau getragen, konnte sich keinen Tag von ihm trennen, hätte alle Kronen der Welt ausgeschlagen, nur um in seiner Nähe bleiben zu dürfen, und besaß, wie er sagte, keinen andern Ehrgeiz, als ihm zu dienen. Karoline sagte oft: „Der Kaiser ist für meinen Mann der reine Herrgott. Ich müsste eigentlich eifersüchtig sein auf diese ewige Anbetung." Und auch der Kaiser, der freilich oft äußerte, Souveräne müßten ihr Leben lang gefürchtet bleiben und würden erst nach ihrem Tode geliebt, hatte sich durch die Kundgebungen Murats täuschen lassen, dessen Ergebenheit er für eine unbedingte hielt.

Murat war ein guter Mensch. Er verfügte über eine glänzende Tapferkeit und gute militärische Anlagen, er hatte das Bedürfnis zu gefallen und als Mann von feiner Lebensart zu gelten. Er bemühte sich um gute Umgangsformen und ging dabei über das Angemessene hinaus. Man sah an der übertriebenen Art, wie er sich kleidete, und seiner Beflissenheit der Damenwelt gegenüber, das er es den Villarceaux und Sévigné der Zeit Ludwigs XIV. gleichtun wollte. Sie waren seine Vorbilder. Aber der republikanische Kriegsmann lie sich nicht verleugnen, und die Mischung der beiden so verschiedenen Wesensarten hätten lächerlich erscheinen müssen, wen nicht der tüchtige Offizier in ihm abfällige Urteile wieder zum Schweigen gebracht hätte. Er war auch ungeachtet seiner männlichen und militärischen Schönheit viel weniger gefährlich, als er sich erhoffte. Er besaß ein vortreffliches Herz, sein Geist aber war von mäßiger Schärfe, und das Glück hatte ihn zu sehr begünstigt, als das es ihm nicht zu Kopf gestiegen wäre. Ehrgeiz ohne die ihn tragenden Eigenschaften ist eigentlich nur ein schlimmer Fehler, und es gehören ganz große Männer dazu, in zuweilen bis zum Grade einer Tugend zu steigern. Murats Ehrgeiz war aus seinem Glück geboren; er wurde aus einem verdienten General in unbedeutender Herrscher.

Ich musste eines Tags geradezu über ihn lächeln, wie er zu einer Zeit, da er noch lediglich Großherzog von Berg war, sich in den heftigsten Worten über den Kaiser beklagte, weil er die Stadt Wesel zu Frankreich schlagen wollte. „Der Kaiser hat kein Recht, mir diesen Ort wegzunehmen* sagte er; „er ist nicht durch ihn an mich gelangt, sondern durch einen Vertras mit dem König von Preußen. Und wer hatte diesen Vertrag abgeschlossen? Wer dies Grofherzogtum und diese Stadt und alles übrige an mich abgetreten?" Ein andres Mal, wie der Kaiser ihm den Vorwurf machte, das er seinem Herzogtum Berg zuviel Geld entnehme, sage er in seiner etwas ans Gaskonische erinnernden Redeweise: „, Wie soll ich das verstehen, Sire? Ich leiste doch wohl mein Teil dafür."

Die Königin von Neapel verstand sich stets gut darauf, dem Kaiser gegenüber für ihren Mann einzutreten; aber wenn sie mit ihm allein war, bewirkte das beiderseits gleich stark entwickelte Herrschbedürfnis beständig Zerwürfnisse. „Ich bin unglücklicher als du,“ sagte sie eines Tags zu mir, „Louis kann unmöglich eifersüchtiger und widerwärtiger sein als Murat. Es versteht sich doch ganz von selbst, das ich in allererster Linie darüber unterrichtet sein will, was in meinem Königreich geschieht. Men vertrautester Kammerdiener geht etwa geheimnisvoll davon. Er trifft sich am Hafen mit dem des Aufenministers oder Polizeiministers. Gibt es etwas Neues, so lässt man es mich sofort wisen, und die Furcht, die der König einflößt, ist so groß, das der Minister, wenn er mich dann sieht, erblasst und zittert und sich dringend erkundigt, ob ich das Schriftstück auch verbrannt hätte, das ihm die Stellung kosten könnte. Nun sage, ist es recht, mich so zu behandeln?" Meine Teilnahme erwarb sie sich freilich durch diese Darstellung keineswegs; im Gegenteil, sie bewies mir, da der König im Recht war, eine Königin zu fürchten, von der ich wußte, das sie sich sämtliche Minister gekauft hatte, und ich stellte bei dieser Gelegenheit, was unser Schicksal wie was unsere Eigenschaften betrifft, die gleiche Grundverschiedenheit fest.

Keine verstand sich wie sie auf die Kunst, Menschen für sich zu gewinnen, und durch eine Anmut zu bezaubern, die etwas von dem asiatischen und verführerischen Edelreiz der Odalisken an sich hatte. Freilich bekam man zuweilen kleine Krallenhiebe unter den Sammetpfötchen zu spüren; aber es währte nicht lange, und ihre vorzüglich dargestellte Vertraulichkeit und holdselige Zutunlichkeit heilten die Verletzung und nahmen einem von neuem gefangen. Sie war stolz, mutig, ausdauernd, leidenschaftlich, an keine Folgerichtigkeit gebunden; derselbe Reiz, der so verführerisch wirkte, verbarg aber keineswegs ihren Ehrgeiz, jedwede Macht zu erringen, und die Eifersucht auf alle Erfolge. So war die Königin von Neapel.


ZWOLFTES KAPITEL

Die Königin Hortense. Vom russischen Feldzug bis zur ersten Abdankung.

(1812-1814.)

Eugen in Paris. - Marie-Louise. - Der Kaiser kommt von Russland zurück. - Der Rückzug aus Russland. - Schwarzenbergs und Bubnas Besuche. - Tod der Frau von Broc. - Rückkehr des Kaisers. - Die Invasion. - Der Schatz des Kaisers. - Eugen in Italien. - Abreise der Kaiserin und der Königin. - Nachrichten vom Kaiser. - Die Königin geht nach Rambouillet.

Noch nie hatte ein Karneval einen so glänzenden Verlauf genommen wie der des Winters 1812. Bälle und Feste folgten ununterbrochen aufeinander und schienen mit ihrem Gepränge die Aufmerksamkeit von dem gewaltigsten Feldzug, den man je erlebt hatte und der damals in aller Stille vorbereitet wurde, ablenken zu sollen. Die Abreisen an die Front wurden aber so häufig, das sie sich in steigendem Maß dem nordischen Reich zuwandte.

Frankreich war glücklich und zufrieden. Alles, was es in seinem Ehrgeiz begehrt hatte, war erreicht, keine Wünsche waren unerfüllt geblieben. Plötzlich aber erhob sich ein allgemeines Murren. Der Kaiser wußte bestimmt davon, da er über die öffentliche Meinung durch seine Polizeiorgane und Briefe verschiedener Persönlichkeiten aller Parteien stets unterrichtet war.

Die Geheimkorrespondenz las er jewels allein und übergab sie dann dem Feuer. Nie erteilte er eine Antwort, erhob auch keine Vorwürfe und wußte sich auf diese Weise über die wahren Sachverhalte aufzuklären. Wenn er auch zuweilen die Richtigkeit ihm gemachter Vorstellungen einsah und nachgab, so verwarf doch seine geniale Denkart alle Ratschläge, die geeignet waren, ihn von seinem unverrückten Ziele abzulenken, der Schwächung Englands und der Steigerung der Macht Frankreichs. Sein Plan stand fest; er wußte ihn mit solcher Geschicklichkeit und gedanklicher Schärfe vorzutragen, das er im Rat alle für sich gewann; das übrige Frankreich aber, das seine Stimme nicht vernahm, war ungehalten über einen Krieg, für den es kein Verständnis hatte. Der Kaiser freilich hielt ihn unweigerlich für die letzte zur Erreichung beruhigterer Verhältnisse noch erforderliche Anstrengung. Er meinte, der französischen Tapferkeit sei kein Ding unmöglich, und nichts konnte ihn halten.

Mein Bruder war nach Paris entboten worden und verhehlte dort keineswegs, was er über die öffentliche Meinung in Erfahrung gebracht hatte und wie aufgebracht die Länder alle sehen, die nun schon so oft von Truppen durchzogen worden waren. Der Kaiser sagte kein Wort. Erst im Rat wollte er nähere Mitteilungen vorgebracht haben. Eugen sprach mit mir in bekümmertem Tone darüber, wie auch über den Grund, aus dem er nach Paris gekommen war. Der Kaiser wollte ihm während seiner Abwesenheit die Regentschaft in Frankreich übertragen. Er sah ihm scharf in die Augen, wie er es ihm eröfnete. Zweifel konnte er unmöglich in ihn setzen; aber es war auch viel, was er ihm anvertraute. Eugen gab zur Antwort, er zöge das Kommando seines Armeekorps vor; aber da ein murrendes Volk neue Gegenstände seiner Zuneigung braucht, und weil der Gedanke, Eugen im Land zu haben, allzu große Freude bewirkt hatte, wurde die Sache nicht weiter erörtert.

Der Kaiser konnte nicht wohl eifersüchtig sein; gab es doch seinesgleichen nimmer; aber die Weltgeschichte, in deren Blättern sein hellsichtiger Geist so gut zu lesen verstand, hatte ihn zu eindringlich gelehrt, den Menschen auf den Grund zu gehen und ihnen kein Vertrauen zu schenken; hatte er doch selbst mit angesehen, wie aus den bescheidensten Untertanen durch die Macht der Volksgunst Ehrgeizige erstanden. Daher richtete er seinen Blick stets auf die Zuverlässigsten. Sowie er sie aber groß gemacht hatte, war keiner mehr von ihm unabhängig, weder was Geld und Gut, noch was Ämter und Würden betraf, und wenn sich die öffentliche Meinung in ihrer Regellosigkeit im Ubermak für jemanden aussprach, so ließ er es sich angelegen sein, das gespendete Lob zu dämpfen und mit Maß und Ziel auszusprechen; er kannte ja den hohen Wert seiner Äußerungen und musste ihre Wirkungen fürchten. Ist es für einen schwachen Herrscher ein Fehler, ehrgeizigen Großgewordenen nicht genügend zu miftrauen, so ist es für einen starken ein Missgriff, sich nicht genügend auf die Tüchtigkeit derer zu verlassen, die keine eigenen Ziele verfolgen. Es kommt allzu häufig vor, da unter der Regierung eines großen Mannes er alles ist. Alle übrigen sind nichts. Die Fähigkeiten der andern erlahmen also in dem Masse, als die seinen erstarken. Er sucht sich dann unter den Menschen etwa nur mehr gut gehende Maschinen aus, bedient sich ihrer, lässt sie fallen, nimmt sie wieder auf und will sich nur vom eigenen Geisteslicht den Weg beleuchten lassen. Da er zu guter Letzt nur mehr von Leuten umgeben ist, die er durch seine Genialität um ire Bereitschaft brachte, so leisten sie in der Stunde, wo er sich gezwungen sieht, sie sich selbst zu überlassen, nichts, und er ist ohne Verräterei verraten.

Mein Bruder war der einzige Mensch, den der Kaiser in Frankreich hätte zurücklassen sollen. Die Besorgnisse aber, die ich eben erwähnte, und die Ränke, die sie noch vermehrten, liefen ihn auf einen andern Gedanken verfallen. Er setzte den Erzkanzler an die Spite der Regierung und begab sich nach Russland. Die Kaiserin begleitete ihn bis Dresden, wo eine Begegnung der Herrscher von Österreich und Preußen stattfand.

Ich sah meinen Bruder ins Feld ziehen und auch in, den ich liebte, und das Herz blutete mir. Wir fürchteten selbst die Siege, die doch gleichfalls eine ganze Anzahl von Familien in Mitleidenschaft ziehen mussten, und es war uns nach so vielen Ruhmestaten nur mehr um das Glück des Friedens zu tun.

Die Wartung und Pflege, die meine Kinder bei ihren jungen Jahren forderten, vermochten allein diese traurigen Gedanken