Hortense’s Memoirs in German: Napoleon tells Hortense she’s lucky he will take care of her children.

The weird dynamic between Napoleon, Hortense and his brother continues.

Gelegenheit, mir von ihrem Verdruß bei meiner Rückkehr einen Begriff zu machen, die sie mir ja nicht mehr vorrücken konnten, da das Los meiner Kinder jetzt wieder an Frankreich geknüpft war.

Der Kaiser hatte, wenn auch unbeabsichtigt, alles getan, um die Eifersucht seiner Familie gegen die unsre wachzuerhalten.

Lange Zeit hatte er mich mit ausgesuchter Aufmerksamkeit behandelt, da er bei seiner Absicht, den Sohn zu adoptieren, die Mutter ehren wollte. Wie oft kam nicht Karoline mit der Klage angelaufen: „Ich führe meine Empfänge so gut durch wie du, benehme mich in allen Stücken wie du (hole ich mir doch jedesmal Rat bei dir), und dennoch stellt dich der Kaiser immer als Muster für mich hin, als wüßtest du allein, wie man die Dinge richtig macht. Auch sagt er zu Murat und seinen Brüdern in einem fort: ,Seht euch doch Eugen an!' Wie soll es da zur Eintracht unter uns kommen können?" Man hatte damals dem Kaiser so häufig in den Ohren gelegen, er habe uns auf Kosten seiner Familie zu sehr bevorzugt, daß er deshalb wohl nun das entgegengesetzte Verfahren einschlug. Die Mutter des Kaisers, die sich über das Schicksal ihres Sohnes Louis ängstigte, dachte daran, Herrn Decazes an ihn zu schicken, der bei seiner Rückkehr aus Holland auf meine Weigerung, ihn zu meinem Geheimsekretär zu machen, seine frühere Stelle an einem Pariser Gerichtshof wieder erhalten hatte. Die Familie des Kaisers war der Ansicht, ein Brief von meiner Hand werde meinen Mann zur Heimkehr bestimmen. Ich schrieb ihm; und sonderbar, je mehr ich seine Rückkehr fürchtete, desto mehr bemühte ich mich, sie herbeiführen zu helfen, um vor dem eigenen Gewissen wettzumachen, daß ich nicht wünschte, was einem andern zum Vorteil gereichen konnte. Ich stellte also Herr Decazes meinen besten Wagen zur Verfügung, in der Meinung, er were dem König dienlich sein, bezahlte auch die Unkosten für die verschiedenen Fahrten, die er nach Österreich unternahm und war einige Monate später, als sich herausgestellt hatte, daf mein Mann sich weigerte, nach Frank reich zurückzukehren, sehr froh darüber, daß ich mir keinerlei Vorwürfe wegen dieses seines Fernbleibens zu machen hätte.

Der Kaiser hatte eine Summe von zwei Millionen jährlichen Einkommens für den König auswerfen lassen. Hiervon war eine halbe Million dem Waldbestand in der Umgegend von Saint-Leu zu entnehmen und für meinen zweiten Sohn bestimmt; der Rest fiel der Staatskasse zur Last. Als der König sich weigerte, diese Gelder anzunehmen, überwies sie der Kaiser mir. Ich bezahlte meinem Mann sämtliche Schulden, gewährte allen denen Ruhegehälter, die sich hm ergeben gezeigt hatten, auch solchen, über die ich mich nicht selten zu beklagen gehabt hatte. Wie Herr Decazes zurückkehrte, sagte er, mein Mann habe ihm einen Brief für mich mitgegeben; der Kaiser habe diesen und noch einige andre an den Senat und dem Sekretär der kaiserlichen Familie usw, gerichtete an sich genommen; und wirklich sagte der Kaiser, nachdem er schon

während des Konzerts überaus ernst gewesen war, wie er dann neben mir saß: „Dein Mann ist verrückt. Er schreibt an alle Behörden Frankreichs. Auch an dich hat er einen Brief gerichtet, den du freilich nicht bekommst. Ich habe ihn behalten.

Er möchte eine Rolle spielen und vergift darüber, was er Frankreich und mir schuldig ist. Er verdiente, das ich meine Hand von seinen Kindern abzöge.“ Ich verstand kein Wort von allen diesen unzusammenhängenden Reden. Bei den letzten Worten aber kamen mir die Tränen. Der Kaiser sah es und sagte: „Zum Glück bin ich gut, und es wird auch fleißig darauf gerechnet. Die armen Kinder können nichts dafür. Sie wären freilich zu bedauern, wenn nur ihr Vater für sie zu sorgen hätte." Ich habe niemals wider etwas Näheres erfahren und suchte lange nach dem neuen Anlaß zur Klage, den der König dem Kaiser gegeben haben musste. Erst 1814 aber las ich in der „Gazette de Lausanne" die Erklärung meines Mannes an den Senat, und das er mir untersagt hatte, irgend etwas vom Kaiser entgegenzunehmen. Er überließ mir das Schlossgut Saint-Leu und sein gazes Privatvermögen, das auf französ schem Boden nur aus seinen Häusern in Paris und Saint-Leu bestand; letzteres war wohl ein wunderhübscher Besitz, brachte indessen keinen Pfennig ein, erforderte aber dafür seine 30 000 Franken Unterhaltungskosten. Die Reise nach Fontainebleau lag hinter mir. Meine Mutter war wieder in Malmaison, und ich selbst bewohnte mein Pariser Haus und konnte endlich meinem eigenen Geschmack leben.

Ich hatte es völlig umbauen und ganz meiner hohen Stellung gemäß einrichten lassen. Der Kaiser wollte es, und zwar mit Recht; er wünschte, da die Einkünfte der Prinzen ganz und gar ausgegeben würden, damit sie an das Volk zurückflössen, zur Quelle also, aus der sie gekommen waren. Die Gräfin Caulaincourt, die Mutter des Herzogs von Vicenza, war meine Hofdame. Sie hatte mich von meiner Geburt an gekannt und war mir aufrichtig zugetan; auch die holländische Hofdame hatte ich beibehalten, die die Reise mit mir gemacht hatte, und meine früheren Damen und französischen Offiziere; Herrn von Marmol bestimmte ich für meine Kinder; der Abbé Bertrand wurde mit der Kapelle betraut. Frau von Broc hatte bei mir Wohnung genommen. Ihr heftiger Schmerz hatte sich in eine sanfte Trauer verwandelt. Ihre Zuneigung zu mir schien ihr ganzes Gemüt zu erfüllen, und ich, die ich gleichfalls viel an meine Freundin dachte, sann nur immer darüber nach, wie ich ihr einen ihrer ebenso würdigen Mann verschaffen könnte, als der Verstorbene gewesen war. Ich verfiel dabei auf Herrn von Pourtalès, den Freund des Herr von Flahaut, der auf meine Veranlassung zum Stallmeister meiner Mutter ernannt worden war. Er verfügte über große Reichtümer, und sein Wesen war mir sehr anziehend erschienen; aber es bedurfte der Zeit, und vor allem durfte ich Adele meine Absichten nicht merken lassen.

Ein sekhaftes Leben hätte meiner stets schwankenden Gesundheit noch am besten zugesagt; ich mufte aber abermals zuweilen zum Kaiser und Sonntags zu dem Familienessen, das er zu geben pflegte. Auch die zahlreichen Auslüge nach Malmaison wie die vielen belanglosen Leute, die sich dort einfanden, und zu deren Unterhaltung ich aus Mangel an Kraft nicht beitragen konnte, machten mich müde. Am liebsten blieb ich zu Hause. Den Empfängen, Konzerten, dem Theater ging ich aus dem We und hatte mir einen Geselligkeitskreis geschaffen, von dem bald viel gesprochen wurde. Alle Beteiligten zeichneten sich durch gute Lebensart, Geist und tadellosen Ruf aus. Ich hatte mir eine sehr beschränkte Liste angelegt, die mir freilich allerlei Widerwärtigkeiten eintrug. Wer bei Hof verkehrte, der beanspruchte, auch auf dieser Liste zu stehen; sie zu berücksichtigen wäre mir jedoch sehr schwer gefallen, da ich ausschließlich Ruhe und angenehme Unterhaltung suchte. Morgens durfte niemand mein Zimmer betreten. Ich zeichnete dann mit Adele. Ich speiste allein oder zuweilen in ihrer Gesellschaft; am Abend empfing ich im Kreise meiner Kinder um acht Uhr die Personen, die auf meiner Liste standen. Es wurde musiziert und Billard gespielt. Ein großer runder Tisch in der Mitte des Salons gewährte jedem die Möglichkeit, sich nach Belieben zu beschäftigen. Die Damen machten Handarbeit oder plauderten.

Um zehn Uhr wurde Tee gereicht und oft wurde erst um Mitternacht oder ein Uhr nachts eine lebhafte Erörterung abgebrochen, die bis tief in die Nacht hinein fortgesetzt worden wäre, wenn die schwankende Gesundheit der Dame des Hauses es gestattet hätte. Es kostete mich nicht wenig Mühe, meinen Beamten beizubringen, nicht, wie im Waffendienst, stehen zu bleiben, sondern sich der bequemen Geselligkeit anzuschliessen.

Mein Salon sollte einer Familienunterhaltung gleichen, wo auf gute Formen gesehen wird und eine behagliche Fröhlichkeit die Achtung vor derDame nicht ausschlieft, der die erste Stelle gebührt.

Ich erzielte mit der Zusammenstellung meines Salons, wie ich mir ihn dachte und wie es deren nur wenige gab, so guten Erfolg, das er einen Ruf genof, den ich durchaus nicht gewünscht hatte. Ungeachtet meiner großen Empfänge und Bälle wollte doch jeder an meinen kleinen Abenden teilnehmen. Meine Schwägerinnen äusserten sich häufig abfällig, das die Herren im Frack bei mir aus- und eingingen. Ich fürchtete sogar, der Kaiser möchte, wenn er es erführe, Anstoß daran nehmen. Eines Tags machte er die ganz trockene Bemerkung: „Bei dir soll ja, wie ich höre, die reine Schöngeisterei getrieben werden."- „Wenn", sagte ich, „schon andauernd über unser Haus geredet werden muss, soll mir eine solche Nachrede recht sein." Und damit war auch alles erledigt.

Am Hof des Kaisers ging es ernst und feierlich zu. Es fehlte dort auch der feine Verkehrston, die Urbanität, jener erste Grad der französischen Artigkeit. Ein junger Mann getraute sich kaum, sich einer Frau angelegentlich zu widmen. Er hätte befürchtet, durch die geringste Zuvorkommenheit aufzufallen, und es hätte ihm auch wirklich schaden können: Der Hof war in so viele verschiedene Parteiungen zerklüftet, das die größte Zurückhaltung geboten war. Besonders die Frauen beobachteten eine überaus achtenswerte Haltung, waren edelsinnig, würdevoll, sogar etwas steif, schüchtern, doch one linkisch zu sein.

Nie hörte man einen schrillen Ton, und fehlten auch das Behagen, der Geist, die gesellige Anmut der Salons der Sévigny und Lafayette, die Vorzüge einer Zeit, in der zu gefallen jedem das größte Bedürfnis war, so gab es doch dafür handfeste Tugenden, pflichtbewusste Mutterliebe mit allem was dazu gehört, die Fähigkeit, ohne weiteres ernsthaften Aufgaben zuliebe auf Vergnügen zu verzichten; in den der Welt zugewandten praktischen Dingen aber verfügten sie über eine Gewandtheit und Wachsamkeit, wie sie auch ihre Männer im Feld besassen.

Es waren alle Talente in der Vollendung vertreten, Musik, Malerei, Tanz und Gesang. Eine Frau aber, die gedichtet oder sich mit Politik befasst hätte, wäre ausgelacht worden. Es entsprach dies den Ansichten des Kaisers, der mit Verachtung auf die Zeiten sah, in der die Frauen einigen Einfluß auf die Regierung hatten. Wie oft sagte er zu meiner Mutter oder mir, auf eine einfache Bemerkung oder Bitte um einen Posten für einen Schützling: „Na, na, wir sitzen wohl nächstens alle am Spinnrocken und ich kriege den Stickrahmen." Der Kaiser hielt so streng auf Sittlichkeit, das er häufig junge Leute ins Feld schickte, weil sie Frauen zu sehr den Hof gemacht hatten, deren Familienglück hätte Schaden nehmen können. Er hielt vor allem peinlich auf den guten Ruf der Damen seines Hofs und der Generalsfrauen. Oft freilich richtete er, indem er für den Ruf einer Frau sorgen wollte, Schaden an; denn man sprach dann ganz offen über die Ursache solchen plötzlichen Verschwindens, und die Bosheit verstieg sich sogar, ihm persönliche Beweggründe zu unterstellen, was in keinem Fall zutraf. Es machte ihm bloß Spa, Frauen zu erschrecken, die es sich hatten beikommen lassen, sich zu vergessen; zu mir sagte er einmal: „Ich weiß gewif, das die jungen Leute nicht den Mut haben, an dich heranzugehen. Sie haben Angst vor dir." Und dieser Gedanke sagte ihm zu.

Er legte Wert darauf, das sein Hof her ein strenges als angenehmes Gepräge habe. Wie einmal die Königin von Neapel der Kaiserin, meiner Mutter, von einem Abend auf einem Maskenball und von den witzigen Dingen, die sie dort gesagt hätte, erzählte, unterbrach sie der Kaiser ärgerlich: „Das mag früher alles sehr hübsch gewesen sein. Heute gehört es sich nicht mehr. Eine Prinzessin soll mit gutem Beispiel voran und mit ihrer Zeit gehen. Die Zeiten der Liebenswürdigkeiten und Tändeleien sind vorüber. Es bedarf nur des Ernsten und Gewichtigen."

Im Kreise der engeren Familie war er aber zuweilen sehr gut gelaunt, zumal zur Zeit meiner Mutter. Er sagte ihr oft die tollsten Dinge ins Ohr, und wenn er gemeint hatte, ich hätte sie gehört und sei verlegen, konnte er bis zu Tränen lachen. Bei einer derartigen Gelegenheit, wo er gerade über seine einstigen Erfolge bei Frauen sprach, sagte er in Gegenwart meiner Mutter zu mir: „,Unerbittliche sind mir nie vorgekommen." - „Sie haben sich eben nur an solche gewandt, die es nicht waren erwiderte ich. Er lachte, zog mich am Ohrläppchen, das ich hätte schreien mögen, und sagte zu meiner Mutter: „Hörst du, wie deine Tochter mit mir umspringt? Sie meint wohl, ich sei immer in alter Herr gewesen?"