The plotters finally maneuver Napoleon into that divorce so they can get him into a marriage which is against his best interests.
Offiziere richteten im Entsetzen über dieses Attentat und dessen mögliche Folgen ihre Blicke auf das Fehlen eines direkten Nachfolgers des Kaisers. Sie stellten sich die Frage, was für eine Wahl hätte getroffen werden müssen, wen das Verbrechen zur Ausführung gelangt wäre, und erklärten sich einstimmig für den Vizekönig. Die Meinung in Frankreich war dieselbe wie die beim Heere.
Dies Gerücht, das dem Kaiser zugebracht wurde, verdroß ihn. Alle seine Gedanken an eine Scheidung lebten von neuem auf und veranlassten ihn später zu der Äußerung, die er mir eines Tags gesprächsweise mitteilte: „Es ist ganz unerlässlich; die öffentliche Meinung ging damals fehl.'" Ich glaube auch, das Fouché als geriebener Mensch, der sein Ziel erreichen wollte und meinen Bruder fürchtete, sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, den Kaiser von jenem dringenden Wunsch Frankreichs in Kenntnis zu setzen; möglicherweise hatte er es sogar so hingestellt, als hätten meine Mutter und ich uns bemüht, dieses Begehren zu fördern. Und dann kam eine junge Polin, die der Kaiser in Polen kennengelernt hatte, während des Waffenstillstands nach Wien. Meine Mutter wufte, das sie in Schönbrunn untergebracht und für niemanden sichtbar war. Diese Untrue eines Gatten, den sie immer noch zärtlich liebte, brachte sie zur Verzweiflung. Die junge Frau wurde schwanger. Der Kaiser konnte ungeachtet seines Misstrauens nicht zweifeln, das er der Vater des Kindes war, und von diesem Tage an schlug seine Hoffnung auf einen Nachfolger für den Fall einer weiteren Ehe bei ihm in Überzeugung um.
Der Gedanke an die Scheidung hatte sich im Geist des Kaisers festgesetzt. Fraglich war für ihn nur mehr die Art der Verwirklichung. Für meine Mutter kannte er nun keine Zärtlichkeit und keine Rücksicht mehr. Es schien, als habe er derlei aufgegeben.
Er wurde ungerecht und quälerisch. Unsre Familie schien ihm eine Last, und seine wurde ihm dafür immer unentbehrlicher. Was er noch nie getan hatte, versuchte er jetzt: er fuhr ohne die Kaiserin spazieren und nahm nur die Fürstin Borghese mit, zu der er sich auch fast allabendlich begab. Man erzählte sich, das eine piemontesische Dame die Ursache dieser seltsamen Aufmerksamkeit gewesen seit.
Ich bin der Meinung, sein Betragen sei mehr ein Mittel gewesen, sich Zerstreuung zu schaffen und zu stärken für die in Aussicht genommene Trennung. Sein Entschluss war gefasst, aber das Herz schwankte noch. Er suchte sich ablenkende Beschäftigungen. Vielleicht wollte er auch die Kaiserin vorbereiten. So hatte meine Mutter also, abermals in Fontainebleau, seelische Qualen zu erleiden.
Was mich anbelangt, so gestehe ich, das ich als Zeugin der immerwährenden Tränen meiner Mutter und des Betragens, das sie verschuldete, mich im Herzen getroffen und in meinem Stolz verletzt fühlte, und das sich beide empörten. Auch sehnte ich jetzt die Trennung herbei. Das Los meiner Familie und die Zukunft meiner Kinder galten mir nichts mehr angesichts dieser demütigenden Lage. „Mein Bruder und ich haben einzig und allein dabei zu verlieren“, sagte ich mir. Er muss auf die Krone Italiens verzichten. Meine Kinder auf die französische, deren Erben sie sind. Dies Opfer ist unser würdig, und meine Mutter kommt wieder eher zu ihrem Glück. Ihre Laufbahn ist abgeschlossen. Wenn nur ihr Leben nicht verkürzt wird. Wenn sich ihr Gemüt nur von dem Manne löst, der ihr Leid bereitet. Wir wollen alle hohen Würden vergessen, die uns versprochen wurden und denken lieber nur mehr an den Frieden unsrer Mutter.
Wir kehrten unter diesen Verhältnissen insgesamt nach Paris zurück. Eines Tages bat mich der Kaiser zu sich. Ich war ausgefahren, under saß, wie ich zurückkehrte, im Rat. Ich ging daher ins Zimmer meiner Mutter, die in Tränen aufgelöst war.
Sie teilte mir mit, der Kaiser habe ihr zu verstehen gegeben, er könne nicht länger so leben und sei zur Scheidung entschlossen.„Gut denn, das wäre das Bestel" rief ich sofort. „Wir reisen alle ab und du gewinnst deinen Frieden wieder.“ - „Aber ihr, meine Kinder, was soll aus euch werden?“ - „Wir gehen mit dir; mein Bruder denkt wie ich, und wir werden das erstemal in unserm Leben fern der Welt und im Kreis der Familie das Glück kennenlernen. Diese meine zur Schau getragene Entschlossenheit und alle meine vielen Zukunftspläne wirkten wohl beruhigend auf ihr Gemüt; wie ich sie verließ, war sie anscheinend in ihr Schicksal ergeben.
Abends beim Essen kam abermals ein Page im Auftrag des Kaisers, mich zu einer Unterredung zu bitten. Ich begab mich zu ihm und war wie am Morgen entschlossen, nur keine Schwäche zu zeigen. Es hielt mich wohl eine Art Stolz aufrecht. Der Kaiser trat aus seinem Kabinett und sagte trocken und gleich nachher etwas erregt zu mir: „Du bist bei deiner Mutter gewesen, und sie hat sich mit dir ausgesprochen. Mein Entschluss ist gefasst und unwiderruflich. Ganz Frankreich wünscht die Scheidung; es wird offen danach verlangt. Ich kann mich den Wünschen des Landes nicht widersetzen. Es wird mich auch nichts, weder Tränen noch Bitten, von mein nem Vorsatz abbringen.“ - „Sie können tun, was Ihnen gutdünkt, Sire", antwortete ich kühl und gefasst. „Es wird Ihnen niemand in den Weg treten. Es genügt, das Ihr Wohlergehen den Schritt fordert. Wir werden uns zu fügen wissen. Wundern Sie sich nicht über die Tränen meiner Mutter. Sie müssten vielmehr erstaunt sein, wenn sie nach einer fünfzehnjährigen Ehe keine vergöe. Sie wird sich aber in ihr Schicksal ergeben, des bin ich überzeugt, und wir gehen nun alle unsrer Wege und nehmen das Andenken Ihrer Güte mit.
Während ich sprach, hatten sich Gesicht und Haltung bei ihm verändert. Kaum hatte ich geendet, sah ich reichliche Tränen seinen Augen entfließen, und er rief mit einer von Schluchzen unterbrochenen Stimme: „Wie, ihr wolltet euch alle von mir trennen, mich im Stich lassen, mich also nimmer lieb ha ben? Handelte es sich nur um mein eigenes Glück, ich gäbe es für euch preis. Aber es geht um Frankreich. Bedauert mich vielmehr, das ich gezwungen bin, den Schritt zu tun und auf meine teuersten Empfindungen zu verzichten." Wie ich diese leidenschaftliche und unverstellte Gemütsbewegung gewahrte, wurde ich selbst weich gestimmt. Ich sah nur mehr den unglücklichen Menschen in ihm, und mein Stolz wich von mir. Auch Ich musste weinen und hatte nur mehr einen Wunsch: ihn zu trösten. „Fassen Sie Mut, Sire, wir brauchen ihn auch, da wir Ihre Kinder jetzt nicht mehr sein können. Und wir werden mutig sein, das schwören wir Ihnen zu. Wir wollen, wenn wir gehen, daran denken, da wir jetzt Ihre Absichten und Hoffnungen nicht mehr behindern." Er stritt lang gegen diesen unsern Entschluss, ihn zu verlassen, erklärte wiederholt, da nur die Politik ihn nötige, das unsre Mutter immer seine beste Freundin bleiben werde, das er meinen Bruder stets als seinen Sohn betrachten wolle, das er aber, da Eugen kein Blutsverwandter von ihm sei, ihn nicht zu seinem Nachfolger ernennen könne. Das einzige Mittel, die Ruhe Frankreichs für die Zukunft sicherzustellen, sei, da er einen eigenen Sohn hinterlasse; er fühle dies schon lange, und nur die Zuneigung zu meiner Mutter habe ihn bisher gehindert. „Glaube nicht,“ sagte er, „das Ränke an meinem Hof mich beeinflußt haben. Im Gegenteil: Zur Zeit der Krönung ließ ich sie, sowie ich den Eindruck hatte, es seien Machenschaften gegen deine Mutter im Spiele, mit mir krönen, ja sogar salben und hoffte überdies, alle ihre Wünsche wären erfüllt, wenn ihre Enkelkinder meine Nachfolger würden. Aber nun fordern diese Leute, die ich groß gemacht habe, die Stetigkeit unserer Einrichtungen, und dies Volk, dem ich meine Person schulde, fühlt sehr wohl, das seine ganze Macht wie sein Glück nur bei mir geborgen sind. Nach mir käme es zu anarchischen Zuständen, und alle die Bewaltigen Mühen wären für Frankreich umsonst gewesen. Nun aber wird es, wenn ich einen in meinem Sinn erzogenen Sohn hinterlasse, an den es sich als meinen Nachfolger gewöhnt, des Guten teilhaftig, das ich für das Land geleistet habe; es zieht wenigstens Nutzen aus meiner Arbeit. Mir fällt das Schwere zu, die andern genießen das geschaffene Gute. Was aber euch anlangt, so muss euch die Rücksicht auf das Wohl eurer Kinder, dieser vornehmste Beweggrund für das Tun einer jeden Mutter, bei mir festhalten. So sprecht denn nicht mehr davon, euch von mir trennen zu wollen“ - ,,Sire,“ war meine Antwort, „ich gehöre an die Seite meiner Mutter. Sie hat mich nötig. Wir können unter diesen Verhältnissen nicht mehr bei Ihnen verbleiben. Es muss ein Opfer gebracht werden, und wir werden es bringen."
Ich zog mich zurück, meiner Mutter über diese Unterredung zu berichten. Jeden Tag setzte es neue Kämpfe. Ich wollte sie bestimmen, uns zu erlauben, alles aufzugeben und bei ihr zu bleiben; aber der Kaiser vereitelte meine Erfolge jedesmal. Oft zog sich mir das Herz vor Schmerz bei dem Gedanken zusammen, das ich mich von meine Kindern trennen sollte. Ich hoffte sie mir wenigstens bis zum siebenten Jahre erhalten zu können. Meine Einbildungskraft füllte die Zeit bis dahin mit allen erdenklichen Genugtuungen für das zu bringende Opfer aus. Ich sah im Geist ein friedliches und zurückgezogenes Leben, fern dem Hof, en trauliches Familien dasein und die Mutter, der die längst ersehnte Ruhe geworden war. Ich selbst dachte mich des Kummers über Verlorenes los und ledig und über alles getröstet durch die Überzeugung, mein Teil des großen Opfers geleistet zu haben. Das Schicksal meines Bruders griff mir mehr ans Herz. Da ich seine Art kannte, wußte ich auch, was er tun würde. Aber sollte sich seine Frau, die an einem Thron aufgewachsen war, auch so leicht wie er in den Verlust eines solchen fügen? Würde es ihr nicht allzu schwer fallen, sich um so hohe Hoffnungen betrogen zu sehen?
Der Kaiser ließ Eugen depeschieren, er möge kommen. Es war das erstemal, das er seit jener Zeit wieder nach Frankreich kam, wo er als einfacher Gardeoberst mit seinem Regiment abzog. Ich reiste ihm entgegen, um ihm den Grund seiner Reise zu eröffnen. Unsere Wagen begegneten sich in Nemours. Er stieg in den meinen ein. Nachdem wir uns unter Freudentränen über das Wiedersehen umarmt hatten, sagte er: „Ist die Veranlassung zu unserem Wiedersehen eine gute oder schlechte?" - Ich erwiderte: „Eine schlechte“, und er erriet das übrige. Sein erstes Wort war: „Hat sich die Mutter ihren Mut bewahrt.“ -„Ja." - Gut denn! Wir wollen jetzt unser Leben in der Stille angenehmer beenden als es begonnen hat; aber warum hat man mich nur mit einer Prinzessin verheiratet? Meine arme Frau wird die Einzige unter uns sein, die zu bedauern ist. Sie erhoffte sich Kronen für ihre Kinder. Sie ist dazu erzogen, sich aus dergleichen etwas zu machen. Sie meint, ich sei vom Kaiser gerufen worden, um zum Erben Frankreichs bestimmt zu werden. Aber sie ist beherzt. Sie liebt mich so sehr und ist ein so vortrefflicher Mensch, das sie wissen muss, man könne nie unglücklich sein, wenn man das Rechte tut. Während der ganzen Fahrt erzählte ich ihm dann alles, was ihm von den Ereignissen in Paris sit seiner Abreise wissenswert erscheinen konnte.
Wir langten in den Tuilerien an. Er begab sich sofort zum Kaiser, und ich zur Kaiserin, die sehr ergriffen war bei dem Gedanken an ihren Sohn, den sie seit den Münchener Tagen nicht mehr gesehen hatte; damals hatte ihr freilich alles eine glänzende Zukunft verheissen. Nie hatte sie gezweifelt, das er oder meine Kinder Nachfolger de Kaisers werden würden, und diese Hoffnung war nun mit einem Male zunichte. Sie litt unserthalben. Was sie selbst betraf, so war ihr Entschluss schon gefasst, und sie vergegenwärtigte sich auch beharrlich alles, was sie darin bestärken konnte, nämlich die Gewissheit, Freundin des Mannes bleiben zu können, den sie liebte, das Seiche Land mit ihm bewohnen und erleben zu dürfen, wie sein Dasein sich freundlichere Bahnen suchen würde, hauptsächlich aber, Anteil an der Gestaltung der Geschicke Frankreichs und des Kaisers behalten zu können. Da sie entschlossen