In this passage, we see how nonsense can take over minds.
tanzen pflegte; den in meinen Gesellschaften verkehrten keine jungen Leute. Die Spürer hatten nichts entdecken können! Was hätte es auch für Beweise gegen mich geben können?
Aber mein Name wurde doch unvermeidlich selbst durch die Kneipen gezogen, und wenn ihn mein Mann nicht mit Achtung nannte, wie hätten es dann andre tun sollen?
Ich suchte Ablenkung von diesen Quälereien. Die Beschäftigung mit den Armsten schien mir das beste Mittel zu sein.
Ich benutzte die Stellung meines Mannes, um viele Unbemittelte in den Krankenhäusern unterzubringen. Ich nahm die Präsidentenstelle des Asile de la Providence an und besorgte Betten für das Altemännerstift Sainte-Périne. Ich war zugegen, wie der Rechenschaftsbericht der Société Maternelle unter dem Vorsitz der Frau von Pastoret vorgetragen wurde.
Bedeutete dies eine Milderung meiner häuslichen Kümmernisse, so vermochte es doch nichts gegen die quälende Sorge, die mir die Ereignisse brachten. Der Krieg hatte begonnen. Es verging jetzt kein Tag mehr, an dem nicht ein Kurier einen glänzenden Sieg meldete. Der Gedanke an die Gefahren, die jemanden bedrohten, an den ich allzuoft dachte, ließ mich er- kennen, wie lieb er mir war, und dämpfte meine Freude. Kam ein Kriegsbericht, so zitterte ich (noch vor dem Lesen), es möchte von seinem Tode die Rede sein. Eines Tages wurde er wegen einer besonderen Leistung erwähnt, ein andermal war er verwundet worden. Ich war beim Empfang dieser Nachrichten glücklicherweise allein. Bei der Heftigkeit meines Schmerzes hätte niemand geglaubt, nur Freundschaft flöße mir soviel Teilnahme ein. Wenn ich diejenige traf, von der ich meinte, sie liebe ihn mit geringerer Besorgnis als ich, zürnte ich ihr.
Sah ich sie traurig und bekümmert, wurde sie mir lieb, und ich verzieh ihr die schmerzlichen Stunden, die sie mir oft gekostet hatte.
Der Siegeszug hatte das Heer schon is vor die Tore Wiens geführt, als Preußen eine feindselige Haltung gegen uns einzunehmen schien. Mein Mann erhielt den Befehl, sich nach Nym wegen zu begeben, um dort das Kommando über ein Beobachtungsheer zu übernehmen. Seine Abreise stimmte mich weich, war er doch der Vater meiner Kinder. Wie hätte ich ihm nicht alles vergeben und alles Cute wünschen sollen? Er konnte ja in Gefahren geraten. Ich erhielt häufig Nachricht von ihm. Krieg gab es dort keinen. Er reiste in Holland umher, wo er aufs beste empfangen wurde, und kehrte dann ungeachtet des Befehls, zu bleiben, bald wieder zurück. Meine Mutter schickte mir aus Strafburg die vom Kaiser eingetroffenen Briefe nach. Sie waren sehr kurz und bündig, sagten aber oft Ereignisse und Erfolge voraus. Einmal schrieb mir der Kaiser aus Wien, er glaube, mein Sohn werde sich seiner hohen Stellung würdig erweisen. Nach der Schlacht bei Austerlitz ließ er meinem Mann sagen, er solle ihm den Jungen schicken, er wolle ihn dem siegreichen Heer zeigen, was Louis aber ablehnte.
Um jene Zeit schuf er die Königreiche Bayern und Württemberg und die Großherzogtümer Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Berg. Nach München zurückgekehrt, beschloß er die Herat meines Bruders mit der Prinzessin Augusta von Bayern, der Tochter des Königs. Meine Mutter war aus Strassburg nach München gereist. Sie wünschte, ich sole nachkommen. Mein Mann wollte nichts davon wissen und gab dadurch Veranlassung zu einer der größten Enttäuschungen meines Lebens.
Eugen erhielt den Befehl, von Mailand nach München zu reisen, ohne da er gewusst hätte, was man von ihm wollte. Wenige Tage später wurde er, nachdem ihn der Kaiser als Sohn adoptiert hatte, durch den Fürstprimas mit der schönsten und tugendlichsten Prinzessin verheiratet (am 14. Januar 1806 zu München mit Augusta Amalie Luise von Bayern). Der Kaiser schrieb mir aus diesem Anlass einen Brief, in dem die folgende für mich sehr schmeichelhafte Wendung vorkam: „Die Prinzess von Bayern hat die allervortrefflichsten Eigenschaften, und Du bekommst in jeder Beziehung eine Deiner würdige Schwester." Bei Gelegenheit dieser Herat erlebte er wieder einige Auftritte mit seiner Familie. Murat und seine Frau wei gerten sich, der Hochzeit beizuwohnen. Er wollte nichts davon wisen, das ein junger Mann ihm dem Rang nach vorgehe, nachdem er soeben den Feldzug glänzend durchgeführt hatte; er zerbrach seinen Degen, wie er von der Adoption erfuhr.
Schon die Ernennung Eugens zum Vizekönig von Italien hatte ihn arg verstimmt. Sie empörte der Gedanke an eine vorteilhafte Verbindung zugunsten einer Familie, die sie nicht als die ihre betrachtete. Wie sie heimkam, sprach sie sich auch offen mit mir darüber aus und gestand, sie habe in München ihrem Mann geraten, sich von ihr scheiden zu lassen und die bayerische Prinzessin selbst zu heiraten; denn sie war, meinte Karolinie, die Frau, wie er sie brauchte. Aber man musste schließlich dem Kaiser doch gehorchen, und es half nichts: Man tat, was er wollte, wen auch mit dem denkbar schlechtesten Willen.
Es dauerte nicht lange, und es ergab sich für die Familie des Kaisers weitere Gelegenheit, sich in Entsagung zu üben. Meine Kusine, Stephanie von Beauharnais, die Tochter des Grafen dieses Names, hatte ihre Mutter in ganz jungen Jahren verloren. Sie war durch Vermittlung meiner Mutter in Saint-Germain erzogen worden, erst fünfzehn Jahre alt und vereinigte damals alle Vorzüge, die in diesem Alter, was Anmut und Liebenswürdigkeit betrifft, zu finden sind. Der Kaiser nahm sie aus der Anstalt Saint-Germain, adoptierte und vermählte sie mit dem Erbgrossherzog von Baden. Karoline erboste sich derartig über diese Rangeserhebung, das sie meiner Kusine bei den grossen Empfängen, wo diese dem neuen Rang entsprechend neben sie zu sitzen kam, den Rücken kehrte und geflissentlich kein Wort mit ihr sprach.
Zu jener Zeit warn die fremden Souveräne so darauf erpicht, in eine Familienverbindung mit dem Kaiser einzutreten, das sie auch eine Verwandtschaft dritten Grads nicht ausgeschlagen hätten. Es genügte die Adoption, wenn sich der Kaiser nur hierzu bereitfinden wollte. Der württembergische Hof unternahm Schritte, um die Hand des Fräuleins Stephanie Tascher, der Kusine meiner Mutter, für den Erbprinzen zu erlangen; aber der Kaiser schlug die Verbindung aus, da er auf die junge Dame nicht gut zu sprechen war. Während ihres Aufenthalts bei meiner Mutter nämlich hatte sie sich den General R ... (Rapp) in den Kopf gesetzt. Diese Herat erschien in jeder Hinsicht als untunlich. Meine Mutter war ganz aufgebracht bei dem Gedanken und sagte ihr immer wieder: „Wie kann man denn einen Mann ohne Erziehung und ohne andre Vorzüge als den, ein guter Soldat zu sein, heiraten wollen?" Aber ihre Vorwürfe erreichten das Gegenteil ihres Zwecks. Je mehr der Gegenstand der Bevorzugung eines Menschen heruntergesetzt wird, desto mehr verbündet sich die Eigenliebe mit der Liebe, am Erkorenen festzuhalten.
Als der Kaiser sah, daf die Kaiserin gegen ihre Kusine so aufgebracht war, und weil er mich für ruhigeren Blutes hielt, erteilte er mir den Auftrag, mit Stephanie zu sprechen und ihr zu bedeuten, sie könne unter keinen Umständen auf seine Einwilligung in eine solche Verbindung zählen. Ich glaubte, wollte ich meinen Zweck erreichen, vor allem ihr Herz erobern zu müssen. Ich machte ihr also zunächst klar, das der Kaiser und die Kaiserin sich unweigerlich dieser Herat widersetzten, und stellte ihr vor Augen, ihr Starrsinn were dem zum Schaden gereichen, den sie liebte; er were in Ungnade fallen, und sie trage dann die Schuld; mit ihrem Glück sei es dann wohl zu Ende. Ich fügte dann noch einiges Lob für den General R. hinzu. Sie wurde weicher. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Sie verzichtete auf die Ehe mit R. und kehrte zu Frau Campan zurück. Ein Jahr später heiratete sie dann den Herzog von Arenberg.
Die Hochzeit Stephanie Beauharnais wurde mit allem königlichen Prunk gefeiert. Der päpstliche Nuntius, Kardinal Caprara, vollzog die Trauung; es schlossen sich prächtige kirchliche Zeremonien an. Bei einem Hofball, der am 20. April 1806 gegeben wurde, tanzte ich mit Karoline in derselben Quadrille, und zwar mit dem Erbprinzen von Bayern?, der auf einige Zeit nach Paris gekommen war. Er war von wenig einnehmendem Ween, stotterte, war schwerhörig und blatternarbig, doch geistreich; aber er war Eugens Schwager, und das galt bei mir sehr viel; ich widmete mich ihm mit der größten Aufmerksamkeit, lieh ihm meine Diamanten und brachte sie eigenhändig an seiner Kopfbedeckung an. Ich gab mir die größte Mühe, ihm ein vorteilhaftes Aussehen zu verschaffen.
Meine Quadrille fand größeren Befall als die Karolinens. Dieser geringfügige Erfolg zog mir freilich wieder einige Eifersüchteleien ihrerseits zu.
Prinzessin Pauline, die andre Schwester des Kaisers, war ihrem Mann nach San Domingo gefolgt, wo dieser dann verstorben war. Sie hatte sich zum zweitenmal mit dem Prinzen Borghese verheiratet, der geistig nicht sonderlich hervorragte, aber gut aussah und in Rom über ein ansehnliches Vermögen verfügte. Die ungünstigen Gesundheitsverhältnisse der Prinzessin nötigten sie zu beständiger Achtsamkeit auf ihr leibliches Wohlergehen. Sie genoss den sehr berechtigten Ruf, die hübscheste Frau Frankreichs oder vielleicht sogar Europas zu sein.
Die Prinzessin Elisa, ire ältere Schwester, war zur Fürstin von Luca ernannt worden. Sie verfügte über Geist und Charakter und regierte, als sie später Grofherzogin von Toskana wurde, wie es nur ein Mann von besonderer Begabung vermocht hätte. Sie war nicht etwa glänzend erzogen, wenn sie auch in Saint-Cyr aufgewachsen war; aber ihr guter Kopf ersetzte alles.
Alle Mitglieder der Familie des Kaisers standen unter sich im besten Einvernehmen, so lange der Ehrgeiz nicht in Frage kam. In diesem Fall ging dann die Eintracht zeitweilig in die Brüche, und man Schloss sich gegen den Erfolgreichsten zusammen; bald aber herrschten wieder die besten Beziehungen. Am Tage, wo bekannt wurde, daf Elisa zur Fürstin von Luca ernannt worden war, machte ich mit meinem Mann bei seinen Schwestern Besuch. Wir begannen mit Karoline, die uns mit gezwungenem Lachen sagte: „Nun wäre also Elisa souveräne FürstinI Ein Heer von vier Mann mit einem Korporall Schön, das muß ich sagen!" Aber der Verdruf klang doch durch allen Spott hindurch. Die Prinzessin Borghese nahm sich erst recht kein Blatt vor den Mund: „Mein Bruder“, sagte sie, „liebt nur Elisa und vergisst uns andere alle. Karoline mit ihren Kindern und ihrem hervorragenden Mann hätte eine hohe Stellung weit mehr verdient. Für mich verlange ich ja nichts. Ich bin eine kranke Frau: aber gegen Karoline ist es eine Ungerechtigkeit." Ich sah ihr die Erregung so deutlich an, das ich beruhigungshalber sagte: „Schwester, der Kaiser hat euch alle gleich lieb. Elisa ist die Älteste. Er fängt also bei ihr an. Später kommt dann gewiss die Reihe auch an Karoline und dich. Er kann doch nicht alles zur gleichen Zeit tun." Ich hielt diesen Grund für den geeignetsten, sie zu trösten; mein Mann unterstützte mich sogar darin; aber sie schrie mich an: „Sie, Madame, haben es wohl nötig, so zu reden! Sie bekommen ja alles, was Sie wollen." Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Sie ante nicht, wie weit ich davon entfernt war, zu bekommen, was ich mir wünschte. Freilich, Fürstentümer waren es nicht. Ich verließ sie ohne ein weiteres Wort. Mein Mann küsste sie und sagte: „Pauline, du bist krank", worauf wir uns entfernten. Von allen Schwestern des Kaisers war Karoline, die ja einige Zeit in Saint-Germain zugebracht hatte, die einzige, mit der ich gut stand; freilich, auf ihre Freundschaft war kein Verla. Die kleinen Unannehmlichkeiten, die ich von seiten dieser Familie stets zu gewärtigen hatte, bewiesen, das man mich dort nicht eigentlich liebte. Mein Bruder und meine Mutter waren im gleichen Falle. Ich wußte mich zu trösten; hatte ich mir doch nichts vorzuwerten. - Der Kaiser brachte nun einige Tage in Grignon zu, ein schöner Landsitz, den der Marshall Bessières dem Herr Auguié abgekauft hatte. Mit