Hortense’s Memoirs in German: Napoleon makes Hortense choose between him and his brother Louis, her husband.

In this passage, we see how Napoleon was a bit socially inept in his interactions if he wanted Hortense to get along with his family. He also does a lot of showing off to her at his military base.

und meinem Bruder. Ein andres Mal ging ich mit Adele Arm in Arm, die mir einen Brief von einer jungen Polin namens Christine Kosowska, einem Mitzögling von SaintGermain, vorlas. Mein Sohn, die übrigen Damen meines Gefolges, Kutscheund Dienerschaft folgten uns nach. Da tauchte mein Mann hinter uns auf, ergriff den Brief und suchte begierig darin nach einem Beweis für das eifersüchtig Herbeigewünschte. Wie er dann seinen Irrtum einsah, geriet er in Verlegenheit und sagte: „Sie sind sehr klug, meine Damen, Sie wollen mich hintergehen; ich habe aber eben zwei Männer davonreiten sehen."

Er ist seither oft auf den Fall zu sprechen gekommen, und wir glaubten immer, er habe scherzen wollen. Aber man überzeuge sich selbst: In Holland wiederholte er diese Geschichte vor seinem ganzen Hof und allen Ministern Frau von Broc gegenüber und setzte hinzu: „Man hatte gemeint, ich badete. Ich überraschte die Damen dabei, wie sie taten, als läsen sie den Brief einer Institutsfreundin, sah aber, wie zwei Männer in den Wald galoppierten. Ich sprach meine Frau darauf an. Sie stellte sich erstaunt. Am Tag darauf schickte ich nach Valenciennes und erfuhr, da tatsächlich zwei junge Leute in Paris angekommen warn und im Lauf des Tags wider abreisten.

Ich frage nun alle Unparteiischen: Wie kann nur ein Mann ein Vergnügen darin finden, seiner Frau solch gänzlich erfundene Geschichten nachzusagen? Vielleicht hatte er sich dergleichen so oft eingeredet, das er es schließlich selbst glaubte.

Der Kaiser war von Italien zurückgekehrt. Die schöne Feierlichkeit der Verteilung der Ehrenlegionskreuze, der ich beiwohnte, hatte vor seiner Abreise stattgefunden. Er begab sich nun nach Boulogne und nahm eine zweite solche Verteilung bei der Armee vor, die zu seinem Namensfest dort vollzählig vereinigt war. Meinen Mann hatte er zum General der Reservearmee ernannt und schickte einen Eilboten an ihn, mit einer Einladung für ihn und mich, uns zur Besichtigung des Boulogner Lagers einzufinden und unsern Son Louis mitzu bringen. Mein Mann wollte nicht hingehen, wagte aber die Einladung des Kaisers für mich und das Kind nicht mit einer Absage zu beantworten. Er erlaubte mir also nach langem Schwanken acht Tage und ließ mich bis zum letzten Augenblick in bangem Zweifel, ob ich reisen dürfte. Ich freute mich darauf, die schönen Feste zu sehen, von denen ich soviel gehört hatte, und, wenn ich es gestehen darf: es kam mir vor, als atmete ich, wie ein Schulkind, das einen strengen Lehrer los ist und einen Augenblick der Freiheit geniessen darf, viel leichter, wenn ich meinem Mann fern war.

Der Kaiser bewohnte ein kleines Landhaus bei Boulogne, das Point-de-Briques hie, Karoline und Murat ein andres ganz in der Nähe. Ich nahm bei ihnen Wohnung, und wir gingen täglich zum Abendtisch zum Kaiser. Seit zwei Jahren waren unsre Truppen dem englischen Festland gegenüber zusammengezogen, und alles erwartete eine Landung. Die Lager um Boulogne waren an der Küste belegen und glichen einer langen, nach der Schnur gezogenen Stadt. Jede Baracke hatte ein Gärtchen mit Blumen und Vögeln. Neben dem Leuchtturm d'Ordre ragten der „Kaisertum" und der des Generals Berthier. Die Leichterschiffe, die in den verschiedenen Häfen lagen, warteten sämtlich auf das Zeichen der Abfahrt. In der Ferne tauchte England auf, und seine schönen Kreuzer schienen an der Küste des Lands einen undurchbrechbaren Wall zu bilden. Der aus diesem Schauspiel erwachsende Eindruck ließ den Gedanken an eine bis dahin unbekannte Größe entstehen.

Alls regte die Einbildungskraft an. Dies ungeheure Meer sollte zum Schlachtfeld werden und vielleicht die Besten der beiden großen Völker verschlingen. Unsre Truppen, die sich rühmen durften, noch keine Niederlage erlitten zu haben, und bei denen die zweijährige Tatenlosigkei Ungeduld erzeugt hatte, brannten vor Kraftgefühl und kriegerischem Mut und glaubten sich schon am andern Ufer. Ire feuereifrige Zuversicht versprach Erfolg. Aber diese Hoffnung erlitt mit einem Male angesichts so viler Hindernisse und durch die Besorgnis vor so vielen Gefahren einige Trübung, und es befiel die Gemüter unwillkürliches Grauen. Sonst aber schien bis auf günstigen Fahrwind alles für die Unternehmung vorbereitet.

Von allen Ehrungen, die einer Frau zuteil werden können, haben die von militärischer Seite ausgehenden etwas besonders Ritterliches, dessen Huldigung man leicht erliegen kann. Es hatte, glaube ich, noch nie eine Veranstaltung gegeben, die so Großartiges und Prächtiges auf einen Ort zusammendrängte als die Ehren, die mir dort allseits erwiesen wurden. Auch war es das einzige Mal, wo dergleichen Eindruck auf mich machte.

Der Kaiser gab mir den General Defrance zur Begleitung. Ich besuchte kein Lager, das nicht alsbald unter den Waffen stand und Felddienstübungen vor meinen Augen ausführte. Ich erbat mir Gnade für Leute, die irgendeines Vergehens gegen die Mannszucht wegen gestraft worden waren, und man bewillkommte mich überall mit der größten Begeisterung.

Stets begleiteten Stäbe zu Pferde meinen Wagen, und überall verkündete prächtige Musik meine Ankunft. Bei einer solchen Truppenschau sah ich damals zum erstenmal eine von einem Grenadier an einem Schultergehänge getragene Urne. Man erzählte mir, daf der Kaiser zur Ehrung des Andenkens eines Tapferen, eines gewissen La Tour d'Auvergne, dem ältesten Mann des Regiments dessen in einer Bleikapsel eingeschlossenes Herz übergeben und befohlen habe, das sein Name stets beim Appell aufzurufen sei, als wenn er noch unter den Lebenden weilte. Der Herzträger hatte zu antworten: „Gefallen auf dem Felde der Ehre.“

Eines Tags war ich im Lager von Ambleteuse zum Imbiss geladen. Ich wollte mich zu Schiff dorthin begeben. Ungeachtet des widrigen Windes brachte mich der Admiral auch richtig an Ort und Stelle. Ich sah die Engländer ganz in der Nähe, und die Holländer unter dem Kommando des Admirals Ver Huell empfingen mich mit großem Hurrarufen, wussten aber damals wohl so wenig wie ich selbst, das ich ein Jahr später ihre Königin sein würde. Ein andres Mal führte der Kaiser einen Kries im Kleinen. Die Engländer waren über eine so bedeutende Truppenansammlung beunruhigt und rückten bis ganz nahe an die Küste vor. Sie feuerten etliche Kanonenschüsse ab, und der Kaiser, der immer an der Spitze der französischen Kolonnen stand, wenn geschossen wurde, befand sich auf diese Weise zwischen zwei Feuern. Da wir ihm gefolgt waren, mußten wir auch bleiben. Mein Sohn hatte nicht die geringste Angst, was seinen Onkel sehr erfreute. Aber die Generäle zitterten, weil sich der Kaiser in dieser Weise der Gefahr aussetzte. Schon der Ladestock eines Ungeschickten konnte ihm so verhängnisvoll werden wie eine Kugel.

Die acht Tage, die mir mein Mann genehmigt hatte, waren fast um. Ich trug Bedenken, auch nur einen Tag länger zu bleiben. Der Kaiser, der mich ein Zusammentreffen zwischen seiner Flotille und den Engländern miterleben lassen wollte, suchte mich zum Bleiben zu bestimmen. Ich widersetzte mich aber so beharrlich, da er schließlich ärgerlich sagte: „Nun, Madame, so gehen Sie denn; Sie fürchten ja offenbar mehr, Ihrem Mann zu missfallen als mir." - Und darauf ging er auf und davon. Ich wußte mir nicht zu helfen. Verabschiedung in dieser Form war peinlich. Joseph, der zugegen gewesen war, meinte, ich könnte bei dieser schlechten Stimmung des Kaisers nicht reisen; es war die erste Zornesregung gewesen, die er mich je hatte fühlen lassen, und sie versetzte mich in tiefe Traurigkeit. Ich entschloss mich also, noch einen Tag zuzugeben.

Als er mich tags darauf wieder sah, sagte er, in der Freude über mein Einlenken, mit wahrhaft väterlicher Güte: „Du hast vor deinem Mann zuviel Angst. Er ist nur so unverständig, weil du ihn dir ungerechtfertigt über den Kopf wachsen läft. Eine brave Frau hat immer das Recht für sich, das ihr die Tugendhaftigkeit verschafft." Und dann hielt er mich nicht länger zurück.

Ich reiste über Dünkirchen und Calais. Uberall defilierten Truppen vor mir, und ich verließ dies prächtige Heer mit ebensoviel Bedauern, als mir vor dem Gedanken graute, es möchte schon einige Tage später den grössten Gefahren entgegengehen. Bei allen diesen Fahrten hatte ich Herrn von Flahaut meinen Wagen stets mit vielen andern Herren zusammen begleiten sehen.

Auch am Abend, bei Karoline, musizierten wir zusammen, aber er hatte niemals mit mir allein zu sprechen Gelegenheit gefunden, obwohl ich ihm ansah, das er es gern gewollt hätte.

In Saint-Amand kam ich entzückt von meiner Reise und voll der Unmenge von Eindrücken an, die sie mir gebracht hatte.

Ich erzählte meinem Mann alles bis ins Einzelne. Er hörte teilnahmslos zu, dankte mir nicht im geringsten, das ich dem Schauspiel des Seegefechts die Heimkehr vorgezogen hatte, und zeigte sich um so verdrießlicher, je heiterer ich berichtete.

Wir erwarteten jeden Tag die Nachricht von der Landung in England; dann aber sahen wir die ganzen Truppen anrükken und in Eilmärschen nach dem Rhein ziehen. Österreich hatte den Frieden gebrochen. Wir kehrten nach Paris zurück, um den Kaiser vor seiner Abreise nach Deutschland noch einmal zu seen. Er nahm Murat mit und übertrug dessen Stelle als Gouverneur von Paris meinem Mann. Auch dies war Louis eine Quelle des Mifvergnügens: „Er soll nur nicht denken, das mir alles recht ist, was Murat getan hat", sagte er zu mir. „Mein Bruder will mir vielleicht einen schlechten Ruf zuziehen und mich wie zur Zeit des Herzogs von Enghien zu scharfen Maßregeln drängen.", - „Wenn man dir Dinge abverlangt, die deinem Rechtsgefühl widersprechen, antwortete ich, „kannst du sie ja immer noch ablehnen; aber kannst du auch unter den gegenwärtigen Umständen dem ruder deine Hilfe versagen? Auf wen, wenn nicht auf dich, soll er sich denn verlassen können?" - „Meine Gesundheit erlaubt es mir nicht mehr, ihm behilflich zu sein. Andernfalls aber würde ich ihm an der Front dienen, und das gestattet eben mein Zustand nicht.“

Er nahm aber die Stelle ungeachtet dieser Erörterungen an; die Macht, die sein Bruder ausübte, war denn doch zu stark.

Er war von ihm, zu streng vielleicht, erzogen worden, und es blieb ihm aus dieser Zeit eine Art Furcht zurück, die ihm spä ter die Kraft benahm, ihm ins Gesicht zu widersprechen; er hatte sich anderseits gewöhnt, sich selbst zu unterschätzen, und dies schadete wider der Betätigung seines Willens, so kraftvoll er im übrigen sein konnte; so kam es, daf er bei sehr ausgesprochener Persönlichkeit jene Sicherheit vermissen ließ, die seine Entschliefungen hätte begleiten müssen.

Wenn er aber, gern oder gezwungen, einen Posten übernommen hatte, stand er hinter keinem zurück. Zuweilen befand er sich auch ganz wohl dabei. Das größte Ubel war, daß er in alle diese Stellen mit Verdrießlichkeit und in der Überzeugung einrückte, man wolle ihm schaden.

Das Genie des Kaisers ermöglichte es ihm, mit bewunderungswürdiger Leichtigkeit von den allerhöchsten Begriffen zu den kleinsten Dingen herabzusteigen. Mein Mann teilte mir zuweilen Befehle von ihm mit, die für sein unglaubliches Gedächtnis zeugten. Wenn er Verstärkungen brauchte, gab er selbst die Anzahl der Truppen und verfügbaren Offiziere an, auch die verschiedenen Orte, wo sie sich befanden. Wenn er vereinzelte Truppen verschiedener Korps traf, die dem Befehl zufolge, an den Rhein vorzurücken, zu ihren Regimentern stoken wollten, wußte er genau, wo ein solches Regiment an dem und dem Tag zu sein hatte, und bestimmte selbst, wohin sie sich zu begeben hatten.

Während der Boulogner Woche war meine Mutter nach den Bädern von Plombières gereist, und während des Kriegs verfügte sie sich nach Straßburg, um die Nachrichten des Kaisers rascher erhalten zu können. Sie teilte mir vor ihrer Abreise mit, was die Polizei über das Spürsystem meines Mannes in Erfahrung gebracht hatte, und das ihm der Kaiser deshalb sehr ernstliche Vorstellungen gemacht habe. Ich berichtete bereits über einige Arten dieses seines Gebarens. Das Merkwürdigste aber, wovon ich bisher nichts gewusst hatte, war, das fünf bis sechs junge Leute aus Paris beständig beobachtet wurden; man sollte feststellen, welcher von ihnen mein Geliebter sei. Die bezeichneten Herren waren solche, mit denen ich am häufigsten zu