Hortense also brings a second heir into the world and the Pope performs the baptism.
auferlegten Leiden, bei ihrer Umgebung Teilnahme, Beruhigung und Güte sucht. Die Vorsehung mutet ihr wohl eine so grausame Prüfung nur deshalb zu, damit sie das Gute der liebreichen und warmherzigen Sorge um sie desto stärker empfinden lerne. Ihre Schwäche ist in diesem Falle größer, ihre Empfindungen sind tiefer. Sie kann sie weniger als zuvor mit den Mittel des Verstandes bekämpfen, sie wird zum Kind, das das geringste Entgegenkommen willkommen heift, hat aber nicht die Kraft, seelische Schmerzen zu erdulden. Ist sie also im Unglück, so ergreift es sie auch mit ganzer Gewalt und lässt untilgbare Spuren zurück. Das war der Zustand, in dem ich mich befand. Meine Gesundheit, die sich bis dahin bewährt hatte, begann eine Änderung zu erleiden.
Meine Pflegerin, eine bejahrte und sehr sorgsame Frau, hatte bei ihren Wachen jemanden häufig an meine Tür kommen hören. Sie hatte feststellen wollen, wer es war; aber immer vergebens. Der Unbekannte war stets nach der Seite ausgewichen, wo das Zimmer meines Mannes lag. Sie sagte mir, wie neugierig meine Dienerschaft sei und lie mich ahnen, das es Louis noch immer wagte, mich zu beargwöhnen; denn wer sonst wäre nachts an meine Tür gekommen? Schließlich veranlate ihn diese unbesiegbare Zweifelsucht, sich in Bett in mein Zimmer stellen zu lassen. Das ganze Hausgesinde fand dies rührend. Auch meine arme Pflegerin sagte weinend: „Was Ihr doch für einen guten Mann habt! Selbst möchte er eine Frau pflegen! Was für ein guter, braver Mann!" Ich sagte kein Wort; aber man möge sich meine Gedanken vorstellen, wie ich entdeckte, daß es sich um eine Befürchtung handelte, die von Argwohn wie von schlechtem Geschmack zeugte.
Die Strenge meines Mannes nahm immer mehr überhand. Er hatte mir verboten, ohne ihn irgend wohin auszugehen, nicht einmal zu meiner Mutter. Es waren sechs Wochen seit meiner Entbindung verstrichen und ich konnte nichts zu mir nehmen, one das ich ohnmächtig wurde. Mein Geburtshelfer kam einmal in dem Augenblick an, wo ich noch nicht wieder zu mir gekommen war. Er brachte die Ohnmacht mit meinem
Nervenzustand in Verbindung und verordnete, ich solle sofort an die frische Luft gehen. Frau von Boubers begleitete mich in den Park von Boulogne, wo mir Prinzessin Karoline begegnete, die mit ihren Söhnen und der Erzieherin eben nach Neuilly zurückkehrte. Ich stieg in ihren Wagen. Wie er heimkam, hatte mich mein Mann nicht finden können. Er wusste nicht, woran er war, ließ anspannen und fuhr hinter mir drein, fand mich aber auch im Bois nicht und wurde noch aufgeregter als zuvor. Schließlich traf er mich gut aufgehoben bei denen, die ich berets erwähnte; er hat es mir später nie verziehen, das ich ausging, ohne es ihm anzusagen; es wurde eine seiner Hauptbeschwerden gegen mich. Meine Nachgiebigkeit steigerte wohl seine Fehler. Ich hatte mir dies schon oft gedacht, glaubte aber, in gerade dadurch umzustimmen; da ich mich aber auch wider eines Gefühls schuldig wusste, das ich nicht unterdrücken konnte, ergab ich mich von vorneherein allen seinen Ungerechtigkeiten. Es war damals wider von der Scheidung meiner Mutter die Rede. Es wurde eine Ratsversammlung einberufen, und der Eifer, den die Brüder des Konsuls an den Tag legten, war so groß, da der Kaiser durch die öffentlich rechtliche Erörterung eine besondere Feindseligkeit seiner Familie gegen die Kaiserin durchzufühlen glaubte.
Statt sich ihren Vorschlägen anzuschliessen, fasste er den Entschluss sie nicht nur krönen, sondern sich sogar mit ihr salben zu lassen. Der Papst kam zu diesem Zweck eigens nach Frankreich, und es war bald nur mehr die Rede von den Vorbereitungen, die ein so großes Ereignis nötig machte. Mein Mann verfügte sich nach Fontainebleau, um bei dem Zusammentreffen des Papstes und Kaisers zugegen zu sein. Seine Heiligkeit wonte in Paris im Florapavillon. Ich machte ihm in Begleitung meines Mannes und Sohnes meine Aufwartung.
Die ehrwürdige Gestalt, dieses Haupt eines Glaubens, der uns das Leiden und Vergeben so ins Gewissen redet, alles wirkte stark auf mein Gemüt. Ich glaube, wäre mein Mann nicht zu gegen gewesen, ich hätte mich vor ihm niedergeworfen und ihn gebeten, mir Mut zu geben, als wenn er es gekonnt hätte.
Alles bemühte sich um den Papst und begegnete ihm mit Ehrerbietung; er musste die Uberzeugung gewinnen, das die französische Revolution einen Glauben nicht hatte entwurzeln können, den die neuerdings verkündete Gewissensfreiheit noch besonders heiligte. Tagtäglich lie sich in den Louvregalerien eine unabsehbare Menge den Segen erteilen. Ein einziger junger Mensch weigerte sich anmassend, niederzuknien, als der Papst herankam; der Kirchenfürst blieb steen und sagte mit großer Milde: „Der Segen eines alten Mannes kann nie schaden."
Der junge Mann war von diesen Worten ergriffen und kniete nieder. Auf diese Weise ist die mildeste aller Religionen die Herzen zu erobern berufen.
Am 2. Dezember 1804 begaben wir uns in die Tuilerien und von dort in großem Festzug nach der Kirche Notre-Dame.
Der ungeheure Andrang des Volks unterwegs, die Anwesenheit des Kirchenoberhaupts, das von so weit hergekommen war, die italienischen Kardinäle und die so vielfach siegreiche Armee, die Provinzvorstände als Vertreter ihrer Departments, die fremden Fürstlichkeiten, der glänzende Hof, alles trug dazu bei, die Feierlichkeit zu einer der grossartigsten zu machen, die man sich denken kann.
Meine Mutter wurde ihrer Anmut und Würde wegen allgemein bewundert. Es waren lebhafte Erörterungen vorhergegangen, wer die kaiserlichen Mantelschleppen zu tragen habe.
Die Schwestern des Kaisers weigerten sich. Schließlich aber hieß es entweder mitwirken oder der Feier fernbleiben. Die Prinzessin Joseph und ich warn die Einzigen, die guten Willen zeigten. Wie meine Mutter in die Kirche trat, kam ihr der Ring abhanden, den sie vom Papst hatte, und den dieser segnen sollte. Bei ihrer Neigung zum Aberglauben hätte sie leicht ein übles Vorzeichen darin erblicken können. Mein Bruder fand
den Ring und händigte ihn ihr ein. Ich habe ihn heute noch in meinem Besitz. Wenige Tage später verteilte der Kaiser auf dem Marsfelde Adler der Ehrenlegion. Es war im Staatsrat erwogen worden, ob es nicht angebracht sei, die Trikolore, die so vielen Hader in Frankreich verursacht und so viele Verbrechen zu verantworten hatte, durch andres zu ersetzen. Aber sie war durch ungezählte Siege zum Volksgut geworden, und der Kaiser anerkannte allen voran, das sie die Wiedergeburt Frankreichs versinnbildliche und seine Adler umwallen müsse, dem Ausland zur Drohung, dem Inland zur Ehrfurcht.
Die Feierlichkeiten folgten so rasch aufeinander, das wir gar nicht mehr zu uns kamen. Morgens waren zahlreiche Empfänge von Fremden und Einheimischen. Mein Mann hatte in seiner Stellung als Konnetabel jeden Tag Generäle und Obersten zu Tisch. Wir hatten auch alle Bezirkspräsidenten des Landes zu Gast. Durch einen sehr merkwürdigen Zufall landete ein Ballon, der bei einem der Feste aufgestiegen und dann davongeflogen war, in Rom und brachte auf diese Weise 24 Stunden später die Nachricht von der Krönung dorthin.
Mein erstes Kind war durch den Kardinal Caprara getauft worden. Der Kaiser wünschte, das das zweite durch den Papst getauft würde. Die Zeremonie fand in Saint-Cloud statt. Es war das erstemal, da der Papst in einer solchen Sache amtierte; es wurde deshalb auch der größte Prunk entfaltet.
Mein Sohn schrie in einem fort, alles andre war mir gleichgültig. Karoline nahm eine so auffallend unterschiedliche Behandlung übel auf. Sie hatte eben ein Mädchen zur Welt gebracht und gehofft, ihr Kind mit dem meinen zugleich taufen lassen zu können. Es wäre mir ihretwegen lieb gewesen. Aber der Kaiser wollte nichts davon wissen; so wurde sie selbstverständlich eifersüchtig auf mich. Diese vielen Feste, bei denen der Kaiser zugegen sein musste, hatten ihn der Geschäfte einigermaßen entwöhnt. Er schien sich wenigstens den gesellschaftlichen Dingen jetzt mehr zu widmen und daran Gefallen zu finden. Er war galant geworden, sprach häufiger mit Damen, schien sich aber eigentlich nur für eine einzige zu interessieren: Frau Duchatel. Sie war mittelgross, gut gewachsen, hatte ein durchgeistigtes Gesicht, schwarze Haare, große dunkelblaue Augen von entzückendem Ausdruck, eine ziemlich lange und sehr spitze Nase, einen großen Mund mit den allerschönsten Zähnen, eine Haut, die bei Tag keine rechte Frische zeigte, dafür aber abends vortrefflich wirkte; so sah die Frau aus, die meiner Mutter ihre Ruhe rauben sollte. Sie war Palastdame. Auf einem jener Bälle ging ihr Prinz Murat keinen Augenblick von der Seite, seine Frau schien sich nichts daraus zu machen. Mein Bruder sagte mir einmal, der Kaiser sei in diese Dame verliebt; Duroc habe es ihm anvertraut; er arbeite nicht mehr und rede immer nur von ihr, und wenn Murat ihr den Hof mache, so geschehe das nicht etwa seiner selbst wegen.
Wir fürchteten beide, die Kaiserin möchte dahinterkommen. Sie hätte die Entdeckung so grausam empfunden, das wir uns das Versprechen gaben, uns alle Mühe zu geben, es zu verhindern. Die Marschallin Ney, die mit mir stets gute Beziehungen unterhielt, war mit Frau Duchatel zusammen Ehrendame. Sie wusste wohl, wem diese größeren Aufmerksamkeiten und häufigeren Gespräche des Kaisers galten. Meine Mutter begann allmählich eine Sorge zu verraten, von der die Marschallin befürchten musste, sie selbst werde sie zu entgelten haben. Ich flehte sie an, sie möchte die Kaiserin, wenn sie sie wirklich fälschlich bezichtigen sollte, in diesem Irrtum belassen, da es ja ein leichtes war, ihn ihr wieder auszureden. Wenn aber der Verdacht auf die fiele, die der Kaiser tatsächlich liebte, bestünde kein Zweifel mehr, und damit sei das Glück meiner Mutter vernichtet. Da mich die Marschallin lieb hatte, willigte sie ein, blieb aber stets darauf gefaft, sich zu rechtfertigen und die Wahrheit zu sagen. Meine Mutter, die wohl bemerkte, das sie jemand um die Wärme der Empfindungen ihres Mannes betrog, gab sich den traurigsten Gedanken hin und war so unglücklich, das ich mir keinen Rat wußte, wie ich sie beruhigen könnte. Ich teilte Louis den Grund ihres Kummers mit und bat ihn, mich öfters zur Kaiserin gehen zu lassen, was er mir nur ungern gestatten wollte. Täglich war ich dort Zeugin peinlicher Auftritte. Die Vorwürfe meiner Mutter fielen dem Kaiser lästig und erregten seinen Unwillen. Sie aber weinte sich vor ihren Damen aus, die ihr Trost zusprachen und dann überall erzählten, was der Grund ihrer Tränen war. Der Kaiser wurde als Verführer und völlig unbedenklich hingestellt; und wenn er dergleichen zu hören bekam, brach sein Zorn von neuem los. Es gingen mir aber diese beständigen Tränen meiner Mutter und das sichtbar zutage tretende Schwinden ihrer Gesundheit dermafen zu Herzen, das ich beschloss, mich an Murat zu wenden. „Sie sind doch dem Kaiser ergeben", sagte ich zu ihm, ,,und müssen also auch an sein häusliches Glück denken; und nun tragen womöglich Sie die Schuld, das es zugrunde geht. Sie erregen ihn durch das Wiederholen alles dessen, was im Palast geredet wird. Da er sehr reizbar ist, kommt es leicht zu neuen Auftritten und die bisher so innige und glückliche Ehe zerfällt."
Er verteidigte sich nur lahm und begnügte sich mit der Entgegnung, er sei dem Kaiser auf Tod und Leben ergeben; auf der Jagd am folgenden Tag wiederholte er ihm dann unser Gespräch, und zwar jedenfalls in der Weise, wie es ihm am besten dünkte.
Am Abend war Empfang. Der Kaiser trat ein, richtete einen strengen Blick auf mich, sprach geflissentlich mit den neben mir stehenden beiden Damen und ging dann one ein Wort, ja ohne Gruf an mir vorüber. Gegen Ende des Abends und als man sich zurückzuziehen schon im Begriff stand, hielt er nicht länger an sich. War er auf jemanden böse, konnte er es nie verbergen. Er rief mich zu sich, und wir führten folgendes Gespräch, während alles stand und auf seine Beendigung wartete: „Also auch Sie, gnädige Frau, sind wider mich?" - „Ich, Sire, kann unmöglich gegen Sie sein. - “Nicht doch, es handelt sich ganz einfach um Ihre Mutter." - “Ich muss wohl, wenn ich das Glück erwäse, das ich ihr wünsche, zugleich auch Ihrer gedenken. - „Sie wollten doch