Hortense’s Memoirs in German: Flahaut targets Caroline and Hortense.

We learn here about a man who targets Hortense named Charles de Flahaut.

Mutter erfreute sich wie überall so auch in Aachen allgemeiner Beliebtheit. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft in dieser Stadt mit der gröften Begeisterung empfangen. Man dankte es ihm, daß er die Reliquien, die seit Karl dem Großen der Stolz Aachens gewesen waren, wider herbeigeschafft hatte.

Das Domkapitel und die Stadt glaubten ihre Dankbarkeit auf keine andre Weise bezeigen zu können, als indem sie ihm, den sie als einen zweiten Karl betrachteten, einen Gegenstand überreichten, der dem glorreichen Städtegründer gehört hatte, einen Talisman, den Karl stets auf dem Leib trug und den man noch an seinem Hals fand, wie seine Gruft geöffnet wurde. Meine Mutter sprach den Wunsch aus, es möchten dieser Gabe noch Stücke des Armknochens Karls hinzugefügt werden, der in einem Schrein bewahrt wird, dann eine kleine geschnitzte Figur der heiligen Jungfrau, die als Arbeit des heiligen Lukas gilt, ferner je ein Stück der vier andern großen Reliquien. Ich bin heute noch im Besitz aller dieser Gegenstände.

Während der belgischen Reise empfingen der Kaiser und die Kaiserin die Besuche aller Prinzen und Prinzessinnen der deutschen Kleinstaaten, die ihre Politik der französischen anzugliedern gedachten. Der Kaisertitel schien ihnen der Macht des Staatsoberhaupts der französischen Nation vermehrtes Gewicht und größere Beharrung zu verleihen. Sie fanden es auch selbstverständlicher, sich an einen „Kaiser“ zu wenden, unter ihm zu stehen, bei einer Macht natürlichen Schutz zu suchen, auf die sie sich mehr verlassen konnten als auf die bittweise innegehabte eines nur einstweiligen Staatsoberhaupts, Nachfolgers verschiedener vorhergegangener Regierungen, aber selbst nicht dauernder als diese.

Der Kaiser empfing diese Prinzen in Mainz, hielt eine Truppenschau ab und liess Eugen in ihrer Gegenwart Geländeübungen machen. Man ermangelte nicht, hieraus zu schliessen, es were demnächst zu einer Verbindung zwischen meinem Bruder und einer der souveränen Familien Deutschlands kommen, die es sich hatten angelegen sein lassen, dem Kaiser ihre Ehrerbietung zu erweisen; so rasch hatte die Kaisermacht sich ihre Stellung selbst in der Meinung der Feinde erobert.

Prinzess Karoline besaß ein schönes Landhaus in Neuilly. Sie forderte mich auf, sie häufig dort zu besuchen. Man machte Kahnfahrten, und abends wurde getanzt. Eines Abends sagte sie ganz traurig zu mir: „Sieh doch die Launen dieses Herr von Flahaut. Er soll tanzen und weigert sich beharrlich. Bringe du ihn dazu, ich bitte dich." Ich rief Herr von Flahaut zu mir, der mir anvertraute, Karoline habe ihn morgens beim Frühstück vor der Dienerschaft wegen seiner vielen Spaziergänge in Gegenden des Parks geneckt, die auch ich gerne aufsuchte; er habe eine scharfe Antwort gegeben, der Gedanke aber, derlei Reden möchten mir schaden und könnten mich ins Gerede bringen, mache in ganz unglücklich. Ich war gerührt über dieses Zeichen der Zuneigung und bat ihn, zu tanzen, und er tat es auch. Karoline, die hatte sehen wollen, ob ich mehr über einen Herr ihres Hausstaats vermöchte als sie, die sich als seine Beschützerin vorkam, war überzeugt, daf ein einziges Wort von mir mehr ausgerichtet hatte als alle ire Bitten während des ganzen Abends. Von diesem Tag an unterlief sie nichts, eine Macht wieder zu gewinnen, die ihr niemals hätte verlorengehen dürfen. Sie benahm sich teilnehmend, als wolle sie ihn von einer Liebe heilen, die ihn unglücklich machen musste, stellte mich ihm als jemanden dar, der wohl liebenswürdig und gutartig sei, aber doch zu kaltsinnig, als das mir wärmere Empfindungen zuzutrauen wären, dazu eitel genug, mir eine Verehrung gefallen zu lassen, über die ich mich demnächst lustig machen würde, überdies auch noch wegen der Eifersucht meines Mannes so unglücklich, das es nicht recht von ihm wäre, meine Kümmernisse zu vermehren. Niemals hatte irgendeine Äußerung meinerseits Herr von Flahaut das geringste wärmere Gefühl für ihn zu verstehen gegeben. Damals aber wurde so viel Empfindsamkeit daran gewendet, ihn zu heilen, das er mich mied und sich nirgends mehr um mich sehen lief. Zuerst war ich erstaunt darüber, dann aber schlug meine Verwun derung so rasch in Betrübnis um, daf ich zum erstenmal im eigenen Herzen zu lesen glaubte. Was ich dort entdeckte, erschreckte mich. Der unabweisbare Einfluss auf men Gemüt, den mir mein Schmerz verriet, beherrschte mich zu sehr, als das ich ihn nicht für unzulässig halten sollte. Ich musste ihn überwinden, und diese Aufgabe nahm mich nun ganz und gar in Anspruch.

Adele kam eben von einer kleinen Reise zurück, die sie mit ihrer Schwester unternommen hatte. Ich umarmte sie weinend und berichtete ihr von der Verwirrung, in der ich mich befand. Sie teilte meinen Kummer, und wir kamen überein, gemeinsam alle Fehler und Unzulänglichkeiten dessen ausfindig zu machen, über den ich niemals in dieser Weise hätte nachdenken dürfen.

Unter dem Vorwand, mir eine neue Romanze zu lesen zu geben, schrieb er mir bald nachher einen tiefempfundenen und zartsinnigen Brief. Ich beantwortete ihn nicht und zerriss ihn, nachdem ich ihn zuvor Adele gezeigt hatte. Da er uns sehr gut gefiel, kamen wir im Sinn unsres Vorhabens überein, der Brief sei nicht von ihm verfasst, er müsse sich an seine Mutter gewandt haben; denn nur eine Frau wüßte sich so auszudrücken und man wolle wohl eine Romanheldin aus mir machen, die leicht zu verführen sei. Müssiges Beginnen! Ich litt. Mein Herz war bedrückt. Ich beteten inständig. Ich war ins Herz getroffen und hoffte doch immer noch. Ich ging sorgfältig in mich, suchte ein Mittel, das dem Übel gewachsen wäre, und eines Tags hielt ich mich auch für einigermaßen hergestellt. Schon lange war ich nicht mehr nach Neuilly gekommen; nun ging ich wieder hin. Karoline befand sich gerade auf der Insel. Ich wartete im. Vollmondschein auf sie. Sie kam, am Arm des Herrn von Flahaut. Bei diesem Anblick strömte alles Blut nach meinem Herzen. Sie selbst schien durch meine Gegenwart so verwirrt, das es mich wundernahm. Er suchte mich ins Gespräch zu ziehen; ich wich ihm aber aus, je mehr er auf mich einsprach; die Anstrengung freilich, die mich das kostete, und das so heftige Gefühl, das mich übermannte, klärten mich endlich über die ganze Wahrheit auf. Ich liebte. Diese Überzeugung machte mich endgültig unglücklich. Ich entfernte mich in größter Verwirrung. Zu Hause angelangt überließ ich mich, statt mich schlafenzulegen, traurigen Gedanken. Ich bedauerte, das mein Mann nicht von seiner Reise zurückgekehrt war, ich hatte ihn doch inständig darum gebeten, als ich die Angst vor der Liebe zum erstenmal empfand. Ich hätte ihm gern meinen Kummer mitgeteilt und hatte mich bereits dazu entschlossen. Er liebt mich, dachte ich, sagt es wenigstens, er wird meinen Schmerz verstehen. Er wird mir behilflich sein, ein allzu warmes Gefühl zu überwinden und die Gefahren zu meiden, zu denen es führen kann. Ich war ganz in diesen Gedanken, als plötzlich ein Mann in mein Zimmer trat. Ich stieß einen Schrei aus und war einer Ohnmacht nahe. Es war mein Mann. ,,Wie hast du mich doch erschreckt!“ waren die einzigen Worte, die ich sprechen konnte. Es ist mir heute noch unbegreiflich, daß es durch den Anblick eines Mannes, der nachts plötzlich vor mich hintrat, während ich allein im Zimmer saß, nicht zu einer Frühgeburt kam. Ich war weit davon entfernt gewesen, auf seine Rückkehr gefasst zu sein; er sollte ja noch einige Zeit in Turin zubringen und hatte noch am Tag seiner Abreise Gott und die Welt dort zum Essen eingeladen. Nun reiste er aber aus irgendeinem unbekannten Grunde dennoch ab und überlief es einem seiner Adjutanten, seine Gäste für ihn zu empfangen. Er fuhr Tag und Nacht, stieg an der Umwallung aus dem Wagen, verabschiedete sich von seinen Offizieren und begab sich zu Fuß und unbemerkt nach Hause. Alles schlief. Ich allein war noch wach. Eine Zofe befand sich im Nebenzimmer; sie durfte mich aber von seiner Ankunft nicht in Kenntnis setzen, trot meiner Verfassung und ungeachtet der Gefahr einer Frühgeburt; er ließ es bei mir eben auf alles ankommen, wenn er mich nur bei einer Untreue überraschen konnte.

Das Übermaß des Miftrauens, das mir dieses rücksichtslose Betragen bewies, brachte die Wallung meines Herzens, das sich eben noch in befreundetes Gemüt herbeigewünscht hatte, sich zu entbürden, wieder zum Verebben. Aber es gelang, den peinlichen Eindruck zu verbergen, den eine solche Art, ins Haus zu treten, auf mich gemacht hatte. Seine Rückkehr hatte ich mir sehnlich gewünscht. Ich zählte darauf; sie sollte mich vor Gefahr behüten. Mein Mann schien erstaunt, daf ich noch nicht zu Bett gegangen war. Ich erzählte von meinem Besuch in Neuilly, von der traurigen Stimmung, die mich befallen hatte, von meinem Wunsch, aufs Land zu gehen, und bat ihn, mich sofort dahin zu bringen. Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und er wäre hinter men Geheimnis gekommen.

Louis hatte vor seiner Abreise die beiden Schlösser von Saint-Leu gekauft. Das eine hatte dem Herzog von Orléans gehört, der es noch vor der Revolution veräufert hatte; das andre, ältere, war im Besitz eines bejahrten Präsidenten gewesen; es wurde abgerissen, und man vereinigte nun die beiden Parks und vergröferte sie. Flüsse, die man hatte durchleiten lassen, machten diesen Landsitz zu einem der hübschesten Orte des ganzen Landes. Dorthin gingen wir also, um die letzte Zeit vor meiner Entbindung zuzubringen.

Meine Mutter kam mit dem Kaiser aus Belgien zurück, und wir gingen wieder nach Paris. Wir bewohnten jetzt ein neues Haus in der Rue Cerutti. Denn in unserm kleinen in der Victoirestraße konnte men Mann, der Konnetabel geworden war, keine Empfänge abhalten. Während unsres Aufenthalts in Saint-Leu hatte er die Anordnung meiner Zimmer abgeändert. Man hatte die Mauern nach der Nachbarseite hin erhöht und ein Wachtposten war zunächst meinem Fenster im Garten aufgestellt worden; meine Kammerfrauen konnten künftig nur mehr durch den Salon zu mir gelangen, eine Einrichtung, die unsre Dienerschaft so belustigte, da mein Mann die Tür schließlich wieder öffnen lie, die zu den Zofen führte.

Ich verlor kein Wort über dieses alles und erklärte mich einverstanden. Es war mir jetzt, als erweise er mir mit jedem Posten und Riegel nur einen entsprechend größeren Dienst. Nicht als ob es mir jemals in den Sinn gekommen wäre, meine Pflichten so weit zu vergessen, einen Mann bei mir einzulassen. Je mehr Hindernisse aber, desto zufriedener fühlte ich mich.

Ich gebar nach meiner Rückkehr nach Paris am 1 1. Oktober 1804 einen zweiten Jungen, und nach der Sitte hielten sich der Erzkanzler Cambacérès und die höchsten Amtspersonen während der Entbindung im Salon neben meinem Schlafzimmer auf. Meine Mutter reiste von Saint-Cloud in die Stadt, sobald sich die ersten Wehen eingestellt hatten, und verließ mich keinen Augenblick mehr. Auch mein Mann, das muss ich zugeben, verwandte die liebreichste Sorgfalt auf mich. Bei solchen Gelegenheiten schien er sich gänzlich zu verändern; war aber die Gefahr vorüber, wurde er wieder düsteren und argwöhnischen Sinns. Freudenfeste und große Spenden für die Krankenhäuser verkündeten die Geburt eines zweiten Thronerben; denn da der Kaiser und sein Bruder Joseph keine Kinder hatten, waren die meinen zur Nachfolge berufen. Als es sich darum handelte, meinem Sohn einen Namen zu geben, trug sein Vater den Namen Louis, den er ihm zugedacht hatte, im Register ein; der Kaiser löschte ihn wieder aus mit der Erklärung, alle Kinder seiner Familie hiessen Napoleon, und dieser Name gehöre an die erste Stelle. Mein Mann sah sich genötigt, nachzugeben und beklagte sich dann während der ganzen Zeit meines Milchfebers nur über diese Gewaltsamkeiten und Anmassungen eines älteren Bruders, der durchaus den Herr spielen wolle.

Schon beim ersten unsrer Kinder hatte er sich lange darauf versteift, ihm nur den Namen Karl statt des Names Napoleon zu geben. Diese Störungen steigerten seine Kälte mir gegenüber: Da ich den Verdruss über so kleine Dinge nicht teilte, weil er mir unverständlich war, glaubte er mich hinter allem suchen zu sollen und wurde infolgedessen immer böser gegen mich. Ist das Glück schon unter gewöhnlichen Umständen ein hohes Gut, so wird es zu einem unabweisbaren Bedürfnis in Zeiten, wo eine arme Frau auf ihrem Schmerzenslager, noch sanz durchwühlt von den schauderhaften ihr von der Natur