Throughout this book, Hortense describes various jobs that Napoleon would ask her to do.
erfahren, dafs seine republikanischen Gesinnungen ihn später, zur Zeit des Kaiserreichs, bestimmten, sich von uns fernzuhalten.
Aber der „Kaiser" blieb ihm stets wohlgewogen. Er wußte alle Meinungen zu würdigen, wen sie nur gewissenhaft durchgedacht waren und anständige Gesinnungen verrieten. Ich entsinne mich, ihn heftig bewegt gesehen zu haben, wie er 1812 von einem Unfall erfuhr, der Volney betroffen hatte: Er ging ruhig spazieren, als ein wütender Stier ihn auf die Hörner nahm und weit ins Feld schleuderte. Ich habe den Kaiser auch über die Nachricht betrübt gesehen, das Herr Lafayette (der sich wie Volney abseits gestellt hatte) sich einen Beinbruch zuzog.
Wer sich auszeichnete, wurde vom Konsul gesucht und geschätzt; wie hat man nur sagen können, er sei auf solche Männer eifersüchtig gewesen? Es kam mir im Gegenteil immer so vor, als ob er sich eines jeden, der sich in Frankreich hervortat, persönlich angenommen, seine Verdienste nach Kräften hervorgehoben und in den Vordergrund gerückt hätte. Einzig seine persönliche Macht schien ihm für seine weit ausgreifenden Pläne und die Bedürfnisse Frankreichs zu gewichtig, als das er sie mit andern hätte teilen oder in ihre Beseitigung hätte einwilligen können. Man erkannte übrigens an der Begeisterung des Volks wie an dem allgemeinen ehrfürchtigen Betragen seiner Person gegenüber, das ihm alles gegönnt wurde; schien er doch geboren, Menschen zu befehlen. Ich habe in als General, als Konsul und als Kaiser immer unverändert gesehen.
Seine Generäle haben ihn nie geduzt. Lannes - Berthier - Augereau - Lefebvre, keiner hätte sich in seiner Gegenwart gesetzt. Er wirkte auf sie noch mehr als auf andre; denn, ganz abgesehen von seiner persönlichen berlegenheit, die keiner der Genannten anzweifelte, bedeutet in Frankreich der höhere Dienstgrad immer einen Ehrerbietung heischenden Abstand. Ich habe gesehen, wie Lannes, Bessières und Murat, wütend und aufeinander eifersüchtig, den Konsul verlassen der wollten, wenn er ihnen, wie sie meinten, eine Zurücksetzung hatte widerfahren lassen. Oft war ich berufen, sie miteinander auszusöhnen; trat aber der General Bonaparte hinzu, sprach keiner mehr ein Wort. Es blieb wohl zuweilen eine Verstimmung zurück, wenn die Wunde eine allzu tiefe gewesen war; aber der General, der ja immer wußte, was vorging, erriet die Eindrücke andrer und führte durch ein kerniges Wort oder ein leichtes und gütiges Zupfen am Ohrläppchen den Unzufriedenen soweit zur Unterordnung zurück, als er eben noch, in seiner Abwesenheit, über die Stränge geschlagen hatte.
Die Gelehrten schienen sich in Gegenwart des Konsuls behaglicher zu fühlen; denn sie genossen immer volle Redefreiheit; sie blieben indessen stets vor ihm stehen, lauschten begierig auf seine Worte und hörten ihm sozusagen mit Bewunderung zu; ich weiß gewiss, das die Macht, über die der Kaiser verfügte, nur in der Überzeugung verankert war, die jeder davontrug, der ihn gehört hatte, das er allen überlegen war und das, wenn man sich schon eine Regierung gefallen ließ, er allein in Betracht käme.
Unter der Republik, wo das Leben der feinen Gesellschaft ganz unterbunden war, hatten die Republikaner die aufgeklärten Schichten zu den volkstümlichen Gepflogenheiten und Geselligkeiten herübergewinnen wollen. Unter dem Konsulat hingegen wollte der Konsul, indem er wieder für regere gesellschaftliche Verbindung sorgte, alle Verdienten und Begabten ohne Unterschied in die ehedem so ausschließend verfahrende gute Gesellschaft eingeführt wissen. Es wurde ihm das nicht leicht gemacht, so fest warn in Frankreich aller Klassen die Anschauungen der Adelsklasse eingewurzelt. Aber er machte wenigstens den Versuch.
Auch die bedeutendsten Schauspieler wurden in Malmaison nach und nach alle zur Tafel zugezogen. Ich sah damals Talma und die Damen Raucourt, Contat, Fleury, alles erste Künstler, die zugleich das feinste Betragen an den Tag legten. Aber man nahm es übel auf, und das Vorurteil war so groß, das sich die neue plebeische Gesellschaft nicht weniger dagegen aussprach als die frühere adelige.
Wenn zuweilen abends niemand in La Malmaison zur Tafel zugezogen war, lie der Konsul wohl auch ein neues Buch bringen und wollte es sich von mir vorlesen lassen. Ich war aber in solcher Verwirrung über das Ansinnen, vor ihm und seinem ganzen Stabe laut vorlesen zu sollen, daß ich kein Wort sehen konnte. Dann sagte er: „Lesen hast du also bei Frau Campan nicht gelernt?" und brachte mich damit nur noch mehr in Verlegenheit. Eines Tags brachte er Atala, ein eben erschienenes Buch, mit. Ich erinnere mich gut, wie peinlich der Fall für mich gewesen ist. Alle diese neuen Bezeichnungen für Bäume, Gegenden und Tiere, von denen es in diesem Buch wimmelt, und die ich weidlich falsch aussprach, verursachten mir ein abscheuliches Mikbehagen. Wäre ich mutiger gewesen, hätte ich sie eben ausgesprochen, wie es mir gerade in den Mund kam, und es hätte niemand etwas bemerkt; aber ich blieb stecken. Es sah aus, als wenn ich buchstabierte, und ich muss so bekümmert dreingesehen haben, das der Konsul mich nach einigen Seiten nicht weiter in Anspruch nahm und mich auch keine romantischen Bücher mehr vorlesen lie. Es stand mir aber noch eine andre Pein bevor. Eines Tags gab er mir nämlich einen Generalbericht (seines Finanzministers) zu lesen, der zur Vorlage beim Gesetzgebenden Körper bestimmt war. Er war mit solchen Mengen von Zahlen angefüllt, das mir das Lesen ebenso schwer fiel wie das der Atala; oft verwechselte ich die senkrechten Zahlenreihen und sagte für Hunderte von Franken Hunderte von Millionen oder gar Milliarden. Der Kaiser schien diese Dinge alle auswendig zu wisen; denn er versäumte nie, mich zu verbessern und meine Irrtümer richtigzustellen; zum Schluß sagte er regelmäßig: , „Rechnen hast du also bei Frau Campan auch nicht gelernt?" Ich muss aber, zur Ehren rellung für Frau Campan und mich sellbst, bemerken, daft es er
schreckendere Zahlenreihen wohl nie gegeben hat. Die Offiziere, die der Dienst am häufgsten nach Malmaison Führte, waren die Generäle Bessières, Lannes, Clarke, Junot, Murat; dann die Adjutanten Le Marois, Caulaincourt, Rapp, Caffarelli, Duroc, Savary, Lauriston, Lacuée, Lebrun, Lefebvre und Bourrienne, Privatsekretär des Konsuls. Mein Bruder, der die Gardejäger befehligte, kam häufig; Louis Bonaparte, der ein Dragonerregiment kommandierte, seltner. Lavalette war außerordentlicher Bevollmächtigter in Dresden. Seine Frau hatte sich nur schwer entschliefen können, bei ihm zu bleiben. Nach seiner Rückkehr aus Ägypten hatte sie sogar kurze Zeit der Hoffnung Raum gegeben, die Ehe auflösen zu können. Sie hatte mit dem General Bonaparte darüber gesprochen, ihm auch gesagt, das sie für seinen Bruder Louis empfinde. Dieser hatte ihr sagen lassen, er finde sie sehr lieb und nett, würde sie aber nicht zur Frau nehmen, auch wenn sie frei wäre; denn sie hätte sich seit den Blattern doch gar zu sehr verändert. Meine Mutter hinterbrachte meiner Kusine diese Äusserung, und sie war darüber außer sich. Aber die Aufmerksamkeit, die ihr ihr Mann widmete, seine zarte Rücksichtnahme und feine Lebensart gewannen sie derart für ihn, das das lebhafteste Gefühl für den erwuchs, dem sie sich entziehen wollte; seit jener Zeit wurde aus diesem Wandel der Empfindungen eine stetige Vereinigung der Herzen. Das Betragen Louis gegen meine Kusine hatte mich gegen ihn eingenommen. Durch die sogenannte Verwandtschaft mit hm sah ich einen Bruder in ihm und gestattete mir gelegentlich spöttische Bemerkungen über seine Person. Es war mir nie in den Sinn gekommen, er könne mein Mann werden, ja, das er auch nur die geringste Zuneigung für mich haben könnte; wie er sich aber bei seiner Abreise nach Preufen von mir verabschiedete, bat er mich um die Erlaubnis, mir einen Kuss zu geben, tat dies mit solcher Bewegtheit und entfernte sich dann so eilis, das ich unbeweslich auf der Stelle steen blieb, wo er mich verlassen hatte. Ich empfand eine Art von Grauen, wie ich eine allzu liebevolle Empfindung bei hm zu spüren glaubte.
Um jene Zeit kamen der König und die Königin von Etrurien vor der Abreise nach Toskana, wo ihnen der Konsul die Herrschaft übertragen hatte, nach Paris. Es war das der erste Thron, den der Konsul vergab, und der König war der erste Bourbone, der sich seit der Revolution in Frankreich sehen ließ. Es waren für jene Zeit unentbehrliche Befehle gegeben worden, sie auf der Durchreise allenthalben festlich zu begrüßen und mit Ehrerbietung zu empfangen. Ihr Erscheinen war aber kein Ereignis, und in Bordeaux lie man es sogar einigermaßen an der gewünschten Ehrerbietung fehlen. König und Königin hatten sich ins Theater begeben, wo man auf die Fürstin Lobeshymnen sang, ohne sie von Angesicht gesehen zu haben. Es wurde ihrer Schönheit rühmende Erwähnung getan, das Publikum brach aber in ein so schallendes Gelächter aus, da die Umgebung der Königin in die größte Verlegenheit geriet; denn die junge Königin war zwar gut und freundlich, aber auch sehr hässlich. Dieser Zwischenfall kam mir noch oft in den Sinn, wenn ich bedachte, wie wenig bestellte Lobsprüche zu sagen haben.
Der König war groß von Gestalt und gut gebaut. Hängebacken und dicke Lippen benahmen aber dem Gesicht allen Ausdruck. Er litt an epileptischen Anfällen. Die Herrschaften kamen oft nach Malmaison. Der Konsul befasste sich nur am ersten Tag mit ihnen. Er war anderweitig zu viel in Anspruch genommen. Meine Mutter war krank. So war ich denn allein berufen, mich ihnen zu widmen. Sie waren leicht zu unterhalten. Spaziergänge, Musizieren, Barren- und andre kleine Spiele, alles machte ihnen die größte Freude, und als der Konsul mit dem König über Geschäftliches reden und ihm Verhaltungsmaßregeln für seine Regierung erteilen wollte, fand er in so zerstreut, das er mir lachend vorwarf, der König habe bei mir sein Königtum vergessen.
Vor ihrer Abreise lief er ihnen durch seine Minister Berthier und Talleyrand zwei prächtige Feste geben, über die sie aufs höchste erstaunt waren, besonders durch den Gegensatz, der zwischen dem feierlichen Ernst des spanischen Hofs und dem prunkfestfrohen Frankreich für sie bestand.
Eines Tags stellte mich meine Mutter einer Dame vor, die aus England herüber gereist war und nur ein einziges Mal nach Malmaison kam. Es war die Herzogin von Guiche (Tochter der Herzogin von Polignac, der Vertrauten der Königin Marie Antoinette). Sie traf mit dem Konsul nicht zusammen und wenn sie, wie ich später sagen hörte, in Napoleon einen Monk zu finden hoffte, konnte ihr die Reise keine Genugtuung bereiten. Ich war damals noch zu jung, um Einzelheiten darüber erfahren haben zu können. Auch würde ich sie für mich behalten. Was ich hörte, war nur, das die Royalisten sich Hoffnungen machten, nach Frankreich, wo sich allmählich das Bedürfnis nach einer stetigen Regierungsmacht fühlbar zu machen begann, zurückzukehren, die alten Zwistigkeiten beizulegen und die Familie der Bourbonen wieder zurückzurufen.
Dies Gefühl des Ungenügens an einer nur einstweiligen Herrschgewalt schien damals tatsächlich Leuten aller politischen Richtungen beizuwohnen. Die Verschwörungen gegen das Leben des Konsuls, an dessen Person die Geschicke Frankreichs geknüpft zu sein schienen, hatten einen solchen Hass gegen die Urheber erzeugt, da selbst die Anhänger der Republik es für nötig hielten, die Machtbefugnisse des Konsuls der Republik auf einen festeren Boden zu stellen, damit allen Feinden der Revolution der Vorwand genommen würde, die Früchte so großer Anstrengungen beständig gefährden zu dürfen.
Die Anhänger einer monarchischen Verfassung verlangten für diese ebenfalls eine Form, die Gewähr und Macht für ihren ungestörten Fortbestand zu bieten hätte, und nur Fähigkeiten eines Mannes wie der Konsul hielten sie für geeignet, eine